Dienstag, 10. Oktober 2023

3422 Nachmittag im Zimmer

 



Diese „junge Frau“ von Alex Katz hat eindeutig abgebaut (übrigens auch ich: ich mußte vier Mal am Lesezeichenbändchen des Notizbuches zupfen, um es endlich zu fassen zu kriegen und das Büchlein heranziehen zu können): sie wirkt bei weitem nicht mehr so hübsch, elegant, solide und upperclass; im Gegenteil: verbittert, unsicher, fast vulgär. Die frankophone Schweizerin trifft eine Lichtspiegelung und ich kann sie kaum erkennen. Die nackte Frau im Bett neben mir – ich meine die Kunstkarte dieses Gemäldes von – ich habe den Namen vergessen (MAK oder Belvedere) – wirkt zugleich zeitgemäß und antiquiert. Antiquiert eher die Frisur, zeitgenössisch eher ihre Nacktheit inklusive ihres primären Geschlechtsmerkmals und ihrer sekundären (wiewohl der fehlende Haarschnitt bei ersterem nicht mehr up-to-date sein könnte, aber ich bin in meinem Sinnhorizont im vorigen Jahrhundert stecken geblieben, weswegen mir das nicht so auffällt). Und die Brüste der Munch-Geliebten sind heute irgendwie unrealistisch, wie nicht von dieser Welt, sie wirken in ihrem ätherischem Schimmern fast aufgesetzt. Sonst sehe ich nichts, das auf mich so auftrifft, dass es etwas auslöst. Die Bilder von Basquiat, na und? Soll ich sie wieder von der Wand reißen? (Was heißt „die Bilder“! Die Kunstkartenphotos der Bilder.) Aber Veli Lošinj: das hat heute einen hintergründigen Grünstich. Und Rettenschoess (es war eine gute Idee, auf meine eigenen Bilder zu schauen!), Rettenschoess also wölbt, wurlt und wirbelt sich fast barock. Und Mali Lošinj? Da ist die Leselampe davor. Wenn ich den Kopf neige und drehe, sehe ich dort eine unglaublich weißliche Dynamik festgehalten. Jetzt, wo ich allmählich in den Schreibrausch gerate, muß ich aufs Klo. Und die ZiB ist auch bald.

(9./10.10.2023)

Peter Alois Rumpf Oktober 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite