Donnerstag, 5. Oktober 2023

3416 Mein Bewußtsein ist wie ein riesiger See

 



11:52 a.m. Mein Bewußtsein ist jetzt wie ein riesiger See, in dem Erinnerungen aus der Kindheit – beschämende und schreckliche – schwimmen, und Traumelemente aus was-weiß-ich-welchen Dimensionen, vermischt mit halbwachen Phantasien, die es sich aktuell zusammengebastelt hat. Ein eigenartiges Maschinengeräusch aus der Nachbarschaft drängt sich herein und von unten die Spiele, Ausrufe und Gespräche der Tageskinder. Endlich steigt mein Alltagsbewußtsein an die Oberfläche und beginnt, die Chose zu ordnen: das ist Licht und das ist dunkel; das ist Traum und das ist Erinnerung, das ist erlebt und das ist ausgedacht, das ist Schlaf und das ist mein Zimmer, das ist ein Geräusch aus dem Nachbarhaus und das sind die Äußerungen der Tageskinder. Es beginnt sich für die Uhrzeit zu interessieren und registriert, dass die Blase entleert werden will. Es entwirft einen Plan: zuerst aufs Klo gehen (Plan 1) und dann entscheiden, ob gleich aufstehen (Plan A) oder wieder zurück ins Bett um zu lesen (Plan B) oder zu schreiben (Plan C). Es initiiert die Ausführung der Pläne 1 und C und danach registriert es das Klopfen an der nicht benützten oberen Wohnungstür und bewirkt, dass ich hingehe und aufmache. Der Arbeitersamariterbund bettelt um Spenden. Vor Jahren habe ich die wutentbrannt angeschrien, dass sie es nie mehr wagen sollen, an meiner Tür zu klopfen. Das ging auf eine Begebenheit wiederum einige Monate davor zurück, wo ich in einem Gasthaus die Rettung habe rufen lassen, um meinen Neffen, der völlig überraschend zusammengebrochen war, ins Krankenhaus bringen. Der vom Wirten herbeigerufene Arbeitersamariterbund war derartig unhöflich und unverschämt, dass ich mit denen nie mehr etwas zu tun haben wollte. Mein Neffe ist inzwischen an dieser Krankheit, die sich damals zum ersten Mal offen bemerkbar gemacht hat, verstorben – nur damit das klar ist, dass das damals im Gasthaus keine besoffene Geschichte war, was aber die Proleten vom Arbeitersamariterbund unterstellt hatten. Und die ärztlichen Götter in Weiß in den Spitälern haben auch Jahre gebraucht, um herauszufinden, dass das Herzinsuffizienz – der Herzmuskel bildet sich zurück – war. Heute jedoch lehnte ich das „Spendenangebot“ des Arbeitersamariterbundes höflich ab. Die müden Tageskinder sind soeben schlafen gegangen, was heißt, dass ich unten in der Küche ohne Gebiss frühstücken kann, weil – jetzt in der Gewöhnungsphase - um diese Uhrzeit keine Eltern mehr kommen, um ihre zur Eingewöhnung noch „Teilzeit“ anwesenden Kinder abzuholen und ich keine Scheu davor zu haben brauche, mit den Zahnlücken anwesend zu sein und zu essen. Das deswegen, weil ich zum Frühstück die von den Broten der Tageskinder abgeschnittenen Rindenstücke verzehre mit viel rohem Gemüse und Früchten und dabei jeden Bissen mindestens dreißig Mal kaue, was mit Gebiss kein Vergnügen ist, da dann der Gaumen vor dieser elenden Plastikplatte bedeckt ist und sich im Mundraum der Geschmack des Nahrungsbreis nicht voll entfalten kann und das Gebiss an den Auflagestellen schmerzhaft drückt und ständig Speisereste unter das Gebiss gelangen und stören. Ja gut, ich gehe jetzt gleich frühstücken.

(5.10.2023)

Peter Alois Rumpf Oktober 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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