Freitag, 25. August 2023

3363 Spittelau

 



17:49 U4-Station Spittelau. Ich schaue ziemlich genau nach Norden. Ich nehme den Ausgang Heiligenstädter Straße/Dänenstraße. Ich habe auf den Umgebungsplan geschaut und bin recht zuversichtlich. Ich will nämlich für meine liebe Frau den Weg von der U-Bahnstation zum sogenannten Donaukanal finden, weil sie – als erfahrene Stömerin in diesem Gewässer – geäußert hat, sie wolle neuerdings von der Spittelau aus ihr Strömen starten, aber kenne sich bei dieser unübersichtlichen Station Spittelau mit ihren vielen Ab- und Umgängen nicht aus. Und ich als ritterlicher Chevalier (Tautologie? Liebe ich!) und Ehemann will den Weg für sie auskundschaften und sie damit überraschen. Ich freu mich schon! Ich fahre die Rolltreppe rauf, wende mich nach rechts. Und kenne mich schon nicht mehr aus. Ich drehe mich nochmals nach rechts und gehe auf den Joschi-Holaubek-Platz (nach dem Krieg Polizeipräsident, fragwürdig? Gutruf! Ich kann es nicht beurteilen. „i bins, dei präsident“) hinaus. Jetzt wird es ernst: vor mir die beschissene Hundertwasser-Müllverbrennungsanlage (Müll, das passt so gut zu ihm!) und anscheinend geht es da auch über einen Steg zur kleinen Donau, oder doch nicht? Beschildert ist gar nichts beziehungsweise unklar mit irgendwelchen Nummern von Fahrradrouten. Geht es hier jetzt zum Donaukanal oder bloß zur Straße runter weit weg vom Gewässer? Ich muß es ausprobieren. In der Ferne erkenne ich ein blaues U-Bahn-Zeichen. Ich bin verwirrt, schon eine andere U6-Station? Die Brücke über die vielen Geleise ist mit quadratischen, üppigen Anpflanzungen in quadratischen Betonkisten bedeckt; in Abständen von mehreren Metern wurden sie aufgestellt. Sogar Sonnenblumen hat jemand - vermutlich privat – in einer eingepflanzt. Dicht an diesem unerträglichen Hundertwasserkitsch vorbei. Ah! Nicht U6 sondern der andere Ausgang der U4 ist es, wo ich jetzt gelandet bin. Hätte ich den andern Ausgang nehmen sollen? Ich habe den Umgebungsplan anders in Erinnerung. Ich bin verwirrt. Und jetzt doch eine Straße. Ah! Links geht es zum von der Stadt Wien verschandelten Zaha-Hadid-Haus. Das müßte beim Donaukanal sein! Mein Gott! Der Hundertwasser ist so kindisch-kitschig! Seine Toreinfahrt ist eine Ausgeburt beschränkter, allerspießigster Geschmacklosigkeit! Einfach grässlich! In einer Kurve geht’s weiter. Oh nein! Ich bin falsch. Hier käme ich auf die andere, landeinwärts gelegenen Seite der vielbefahrenen Durchzugsstraße auf der anderen, der Donau abgewandten Seite des Zaha-Hadid-Baus und einen Übergang sehe ich nur weit in der Ferne. Also kein Durchkommen zur kleinen Donau. Also den ganzen Weg zurück zum geplatzten Polizeipräsidenten. Dort sehe ich eine andere Brücke, die schaut jetzt besser aus. Aber nach ein paar Metern verzweigt sie sich in zwei Äste. Welcher ist der richtige? Ich will den rechten nehmen, aber als ich eine junge Frau, die gerade auf diesem aus meiner angepeilten Richtung daherkommt, frage, ob es hier zum Donaukanal geht, will oder kann sie mir nicht antworten. Also wähle ich nun den linken Ast. Ein unglaublich hässlicher Ort! Zwar haben wir etwas Abstand zum Hundertwasserdreck gewonnen, aber diese Landschaft aus sich kreuzenden Straßen, Abfahrten, Auffahrten, Parkgaragen, Bahngeleisen (auch die müssen wieder irgendetwas überbrücken), Stiegenabgängen, unerklärlichen Funktionsbauten, Stromkasteln (vielleicht, so genau weiß ich das nicht), auch da immer wieder dazwischen Baustellen mit ihren schief herumstehenden Absperrungsgittern mit Hundescheiße in irgendwelchen Ecken neben anderem anscheinend organischem Material, Dreck, Mist – grauenhaft! Zum Kotzen! (womit wir wieder beim anderen organischen Material wären). Aber er führt zum Donaukanal. Kann ich diesen Weg meiner Frau antun? Ich kann. Ich werde ihre Aufmerksamkeit ablenken.

(23./25.8.2023)

Peter Alois Rumpf August 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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