Sonntag, 20. August 2023

3354 Am Fenster

 



23:48. Ich stehe im dunklen Musikzimmer am Fenster und schaue in die Nacht hinaus. In den zwei Häusern direkt gegenüber sind drei Fenster erleuchtet und vier Dachfenster ganz schwach. Kein Hauch regt sich, die drei Bäume unten am kleinen Platz stehen und wachsen unbewegt. Von irgendwo kommt Livemusik her. Niemand sitzt auf den zwei Bänken unter den Bäumen. Es ist sehr heiß hier; ich öffne das bloß gekippte Fenster. Ein Motorrad will einparken, fährt aber dann weiter. Nur wenig kühlere Luft kommt herein. Und ein mittelgroßer Käfer. Eine Art, die man oft sieht, deren Name ich aber nicht kenne. Sterne sind keine zu sehen, nur der eine, von dem ich annehme, dass er Sir Jupiter ist; es muß sich also ein Dunstschleier über den nächtlichen Himmel gezogen haben. Ich schreibe im Stehen auf dem Fensterbrett und das tut meinem Kreuz nicht gut. Ich höre verschiedene Stimmen, sehe nur vereinzelt Menschen unten herumgehen. Ein Mann ist still und unauffällig vorbeigegangen, und jetzt kommen zwei Frauen in lebhaftem Dialog. Sie sehen mich – ich habe eine kleine Lampe aufs Fensterbrett gestellt, sonst könnte ich nicht schreiben – verstummen und schauen skeptisch herauf. Ein Auto parkt an der E-Tankstelle. Im Dachgeschoss wird es heller. Dann wieder dunkler. Es kommen hier relativ selten Autos vorbei. Es ist eine sehr ruhige Gasse. Kein Vergleich zu Seggauberg. Das Fensterbrett ist schon ein wenig verstaubt. Eine weibliche Gestalt huscht still vorbei. Jemand steht unter den Bäumen, aber ich kann die Gestalt durch das Blattwerk hindurch nicht klar sehen. Oder ist das doch etwas anderes. Es bewegt sich überhaupt nicht. Nein, da ist niemand. Ich habe mich getäuscht und mein Blick hat die Dinge willkürlich zusammengesetzt. Ein Fahrradfahrer sperrt sein Rad an einen der Bäume und geht dann weg. Im Dachgeschoss leuchtet nur mehr eines der schrägen Dachfenster. Nun geht ein Fenster gleich gegenüber auf und ich vermute einen Mann in der Dunkelheit, denn eine vage Gestalt zeichnet sich ab. Unten wandern drei stille Menschen bedächtig vorbei. Mir wird das Stehen zu anstrengen und ich bin müde und völlig verschwitzt.

(19./20.8.2023)

Peter Alois Rumpf August 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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