Donnerstag, 17. August 2023

3350 Begleitung zum Jüngsten Gericht

 



Im geliebten Espresso Burggasse sitze ich ganz entspannt und relativ unaufgeregt. Die Musik passt schon. Ich sitze nicht im Freien – wie es sich für einen ordentlichen Leser und Schreiber gehört - denn die Sprache ist doch auch ein Gehäuse mit Wänden, Dach, Türen und Fenstern – dafür schaue ich durch die große Glasfront die, die draußen im kleinen Straßengarten sitzen, an. Was-weiß-ich-was fällt mir nicht auf. Die eine intensiv kommunizierende Runde da könnte prominent sein. Aber ich mit dieser Gesichtserkennungsschwäche und dem extrem schleißigen Gedächtnis kann mir nie sicher sein. Eine Frau am Gehsteig lacht gekünstelt und übertrieben. Ein Mann mit blauer Kappe und traurig bis verbissen verschlossenem Mund geht ab. In der Runde redet eigentlich nur einer, die anderen hören und stimmen zu. Ein wenig ernsthaft besserwisserisch schaut der links gestylte Guru schon drein. Trotzdem fühle ich mich in der alternativ angehauchten oder Bobo-Szene wohler als bei den „Normalen“. Bei den „Normalen“ fürchte ich immer, dass die mich lynchen oder in Kazetts und Gulags stecken werden, wenn sie merken, wie ich ticke und von oben die Erlaubnis bekommen. Ich bin auch für die Freigabe von Cannabis in praktikabler Form. Aber auch aller transzendierenden Drogen. Also nicht bei Kokain, das hier bei uns nur dem Kapitalismus und seinem Egokult zuarbeitet (Dort, wo die Kokapflanze wächst, braucht sich niemand von außen einmischen). Mohn ist auch eine Blume. Eine Frau, die draußen im Terrassengarten sitzt, hat ihre Beine überschlagen, dass man in Wirklichkeit eh nichts Besonderes sieht, aber meiner dummen, hartnäckigen und unbelehrbaren Phantasie reicht es für – für was eigentlich? Dass sie sich ein wenig aufblustert? Gott-oder-wer-oder-was-auch-immer sei Dank sind diese Phantasieeinbildungen nur Seifenblasen, die an meinem Sinnhorizont vorbeidriften und nichts (oder fast nichts) mehr bewirken. Zerplatzt ruhig! Ich komme ohne euch aus. Manchmal kann mein Geist schon aus meiner eingeübten dummen Beschränktheit hinausgreifen. Oder? Manchmal! Die Musik jetzt hat einen so schönen, herzergreifenden Rhythmus, den nur eine Posaune so schön überspielt. Und nocheinmal ein Stück von dieser Band (zwei Posaunen?). Wenn das die Posaunen des Jüngsten Tages sind: nur zu! Nur zu! Mit euch und mit diesem eleganten Reggae-Rhythmus lasse ich mich gerne zum Jüngsten Gericht begleiten!

(17.8.2023)

Peter Alois Rumpf August 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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