Donnerstag, 17. August 2023

3349 Ich gaffe lange in das Bild

 



8:50 a.m. Eine Gelse hat mich gestochen. Im Traum bin ich in eine Riesenwohngemeinschaft gezogen und erst um 16h aufgestanden. Die Augen noch voller Schlafsand schau ich die Modigliani-Nackte an und die schaut so rein und unschuldig zurück in ihrer Körperlichkeit. Ihre Proportionen sind so reich und sauber. Ich selber stinke, ich muß heute dringend duschen. Die junge Katz-Frau blickt kalt und hart wie das Jüngste Gericht. Keine Sorge, das ist nur eine meiner typischen Morgenorientierungsphasen. Ach, mein Gedächtnis! Es ist so zerfallen, weiß nichts mehr, erinnert sich nichts mehr, nur einzelne Bruchstücke ohne Kontext. Meine linke Hand zuckt während sie das Notizbuch hält. Mein Blick geht immer wieder zur Modigliani-Frau zurück; meine Prägung für den Tag. Man wird ja täglich neu geboren, oder? Ein Prince-Song – eh der berühmte, best bekannteste – geistert akustisch durch mein inneres Gehör. Oh! Zufällig landet mein Blick auf Veli Lošinj und heute ist meine Seele von diesem Bild ergriffen und begeistert wie noch nie. Was für ein schönes Bild! (Und ich habe es gemalt!) Diesen aufrecht stehenden, schlanken, fast transparenten, zarten Masten (oder was das ist) in der Mitte des Bildes sehe ich wie zum ersten Mal. Und zum ersten Mal merke ich, dass er das Bild zusammenhält und in seiner Unscheinbarkeit und losgelösten Zufälligkeit die wichtigste Gestalt darin ist (Verdad! Ich bin kein Freudianer!). Von diesem Ding geht irgendetwas wie eine Aufforderung, wie eine Mahnung aus, ich glaube, irgendetwas nicht zu vergessen. Jetzt geht das Ding etwas zusammen, aber erholt sich wieder. Ich gaffe lange, lange in das Bild.

(17.8.2023)

Peter Alois Rumpf August 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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