Dienstag, 22. August 2023

3359 Allzeit offene Fenster

 



Seit Tagen ist es hier heiß. Sehr heiß. Abends vor allem haben wir die Fenster offen oder wenigstens gekippt und so machen es auch die Nachbarn, soweit ich das von hier aus sehen kann. Man hört dann alle möglichen Geräusche und Gesprächsfetzen und besonders in meiner lichtschacht- und abseitigen Kemenate weiß ich dann nie, woher diese Geräusche und Laute wirklich kommen und manchmal passiert es, dass ich Geräusche aus Nachbarwohnungen für solche aus der unteren Etage unserer Wohnung halte (Zum Beispiel glaube ich, meine Frau ist nach Hause gekommen und rumort in der Küche, aber wenn ich dann hinunter gehe, ist die Küche finster und niemand da) oder umgekehrt: ich halte die akustische Präsenz meiner lieben Frau für Geräusche aus einer Nachbarwohnung neben oder unter uns im Lichtschacht und gehe sie nicht begrüßen.

Gestern Abend so um acht Uhr höre ich bekannte Geräusche aus einer der Wohnungen – ich weiß nicht aus welcher – und zuerst schwanke ich noch, ob die Frau, deren Stimme ich höre, kalt duscht und ihren kalten Schauer laut ausdrückt, oder ob sie doch gerade lustvoll vögelt (die Männer hört man ja fast nie) (und ich bin vorsichtig! Ich kenne meine Phantasie und was sie sich schnell zusammenbastelt!). Dann ist es klar, dass die da hoch und fröhlich zu Gange sind; spätestens als ich ein Geräusch höre, das als rhythmisches Quietschen eines Bettes gedeutet werden kann. „Schön!“ denke ich mir „die sind gut unterwegs!“ Ich glaubte schon, jetzt sind sie fertig, aber dann geht es munter weiter. „Was?!“ denke ich mir „so lange hält der durch!?“ Dazu muß ich sagen, dass ich mich immer ganz heimlich für einen Meister der kunstvollen Verzögerung des Samenergusses gehalten habe. Ich gestehe: nachdem ich zunächst vor lauter Aufregung ständig von ejaculatio praecox bedroht war, habe ich mir das Einbremsen jahrelang antrainiert. Aber das jetzt stellt mein geliebtes Selbstbild in Frage! „Verdammt! Die vögeln schon recht lange!“ Gut, man weiß ja nicht, was da genau abgeht; er oder auch sie oder eine andere sie könnten ja handwerklich vor- oder überhaupt gearbeitet haben. Und selbst das rhythmische Quietschen des Bettes, das - geben wir es zu: schon eine recht deutliche Ansage – könnte theoretisch – zumindest theoretisch – auch irgendwie händisch hervorgerufen sein. Aber nein! Du rettest den Freund nicht mehr, so rette dein … ja wie rette ich mein Selbstbild? Meinen heimlichen Größenwahn (der eigentlich kein Größen-, sondern ein Längen- … nein, auch mißverständlich! … ein Ausdauerwahn ist)? Gar nicht, die vögeln immer noch. Gut, die sind ja noch jung. Ich seh (eigentlich: ich hör) schon, ich muß mich beim Sex wieder mehr zusammenreißen!

Jetzt endlich sind sie fertig. Zumindest höre ich nichts mehr. Darüber, wie umgekehrt … nein! Lassen wir das!

(21./22.82023)

Peter Alois Rumpf August 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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