Mittwoch, 23. August 2023

3361 Was heißt endgültig!

 



1:46 a.m. Und ich lege das Notizbuch wieder hin.

8:35 a.m. Es ist dunkler als üblich als ich aufwache. Wirklich: bewölkt. Es donnert schon. Und eine unvollständige Benetzung mit Regentropfen kann man am Asphalt unten auf der Straße sehen. Der Wind, der durch die offenen Fenster kommt, reißt an der Wäsche herum, die im Atelier aufgehängt ist. Ich beeile mich, sie abzunehmen, trocken ist sie schon längst.

Aber die Benetzung am Asphalt unten trocknet soeben wieder auf. Es donnert auch nicht mehr. Die Gewitterwolken ziehen ab. Die Sonne bleibt noch hinter Wolken, aber das Licht blendet schon. Es riecht nach Regen, aber die wenigen Spritzer dürften es schon gewesen sein. Schade. Eine echte Abkühlung wäre angenehm gewesen. Die Leute auf der Straße gehen bereits ohne Regenschirm; nicht einmal zugeklappt tragen sie welche mit. Der Wind hat völlig aufgehört; kein Lüftchen regt sich mehr. War das wirklich schon alles, oder ist das die Ruhe vor dem echten Sturm? Im Westen gibt es noch dunkle Wolken. Im Osten ist es hell, nur weiße Wolkenschleier verdecken die Sonne. Ganz verstohlen und heimlich beginnen die drei Bäume unten am kleinen Platz wieder mit einem sanften Tanz. Ich höre Kinderlachen - wie ich glaube - von der Straße, sehe jedoch keine. Ich achte auf die Schallwellen um herauszubekommen, ob das Kinderlachen nicht aus einem Haus gegenüber gekommen ist, aber ich komme zu keinem Ergebnis. Im Optischen verwechsle ich anscheinend die Bewegungen der Schlieren in meinen Augen mit minimalen Bewegungen, die ich hinter den Fensterscheiben wahrzunehmen glaube. Autos fallen mir erst jetzt auf. Ein Flugzeug dröhnt über uns allen. Fast hätte ich geschrieben, dass sich ein Mann mit weißem Hut mit schwarzem Band auf eine der Bänke unten gesetzt hat und eine Zigarette raucht, aber ich habe keine Lust, mit Mühe irgendwelche Passanten zu beschreiben. Zu recht, wie sich herausstellt, denn der Mann steht gleich wieder auf und raucht im Gehen weiter. Wenn man eine radfahrende Frau (auf der Straße) mit einem radfahrenden kleinen Kind (am Gehsteig) sieht, spürt man gleich die Brutalität der Autostadt und der für Autos zurechtgemachten Welt: allein schon von der Aufteilung des öffentlichen Raumes her und die extreme Anspannung, die sich daraus ergibt („hoffentlich fährt das Kind nicht auf die Straße!“ „Hoffentlich kommt kein wahnsinniger Raser daher!“)

Ganz andere Themen schieben sich jetzt dazwischen. Das drohende Gewitter ist endgültig (was heißt endgültig! Für jetzt einmal!) abgezogen, ohne sich entladen zu haben.

Das Stehen am Fenster hat mich so angestrengt; ich habe mich hingesetzt. Jetzt kann ich nicht mehr auf die Straße blicken, sondern auf den Himmel. Lang schaue ich auf diesen Himmel und die oberen Stockwerke der Häuser gegenüber. Nun sind es wieder unendlich ferne Empfindungen, die aus meinem furchtbaren Archiv auftauchen und sich in meiner Leibesmitte festsetzen. Wie immer sind sie angstbesetzt. Mehr weiß ich jedoch auch nicht.

(23.8.2023)

Peter Alois Rumpf August 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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