Mittwoch, 23. August 2023

3362 Ich liebe meinen Körper

 



11:19 a.m. An diesem Tag bin ich jetzt ein zweites Mal aufgewacht und genieße es, einfach dazuliegen und mich nicht zu bewegen. Nur ab und zu verändere ich etwas an der Körperstellung. Ich schwitze nicht, denn es ist nicht heiß. Mein Kreuz schmerzt nicht, denn ich habe mich noch nicht aufgerichtet. Am Rücken liegend strecke ich mich sanft, lege meine Hände in den Nacken, überschlage die ausgestreckten Beine an den Knöcheln. Unten toben fröhlich die Tageskinder und hüpfen lautstark auf dem schräg gestellten Rutschbrett. Ich selbst genieße die Bewegungslosigkeit. Jetzt lege ich die Arme wieder an die Seiten meines Körpers, lege die gekreuzten Beine parallel, drehe mich ein wenig nach links und drücke meinen Rücken vorsichtig in die Wölbungen der schlampig zusammengeschobenen Bettdecke. Wieder verharre ich unbewegt und still, auch in dieser Position. Was für ein Genuß! Ich liebe meinen Körper! Ich nehme mir heute Zeit, so viel Zeit, als ich will, allein schon für Aufwachen und Aufstehen.

Zum Schreiben muß ich mich aufsetzen; auch das geht in flotter, fließender Bewegung; nur kurz schmerzt mein lädiertes Kreuz auf. Erst jetzt beginne ich, im Zimmer herumzuschauen. Ja, ich darf wieder diese räumliche Intensität erleben. Die Tageskinder im unteren Stockwerk der Wohnung hüpfen und hüpfen und hüpfen johlend und vor Vergnügen schreiend. Ich muß lächeln über diesen fröhlichen Eifer. Ich weide meine Augen. Ich mag auch diese meine Hockposition im Bett; die Fußsohlen drücken deutlich gegen Leintuch und Matratze. Tatsächlich: im Moment sind die Fußsohlen die Hotspots der Empfindungen. Ich fühle mich wie in einem durchsichtigen Sack in die Realität reingehängt. Meine Augen verlieren sich liebevoll an den Gegenständen, Bildern und Kunstkarten im Zimmer, ohne sie gierig zu verschlingen oder ein Einzelnes zu bevorzugen. Warum fällt mir jetzt der Bachmannpreis und seine inquisitionär inszenierte Wettleserei ein? Ach ja! Weil ich mir überlegt habe, ob Augen, die sich an etwas verlieren, dieses gleichzeitig überhaupt verschlingen können und dabei die Vision hatte, wie eine Jurorin beim Bachmannpreis mir diesen gerade bedachten Satz verachtungsvoll um die Ohren haut (das mit der JurorIN ist ein wenig unfair, aber so war die Vision). Auch gut, mein Intellekt und mein innerer Wärter sind wach und arbeiten wieder auf Hochtouren – Zeit zum Aufstehen, Duschen und Frühstücken.

(23.8.2023)

Peter Alois Rumpf August 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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