Montag, 31. Juli 2023

3322 Der barocke Überschwang

 



In der Marienkirche habe ich mich hingesetzt. Der barocke Überschwang lenkt mich immer von meiner Frömmigkeit oder was davon – soweit sie überhaupt je da und echt war – ab. Ich will es trotzdem versuchen. Jedenfalls gelingt hier der Maria der Salto ins Unvorstellbare, wenn auch auf dem Deckengemälde unverstanden und fast lächerlich dargestellt. Ich wüßte allerdings auch nicht, wie man diesen ungeheuerlichen atemberaubenden Vorgang bildlich darstellen könnte, aber ich unterstelle: die hier haben davon keine Ahnung mehr, wenn sie denn irgendwann eine hatten. Nein, es ist mir zu aufdringlich und theatralisch hier, das Unverständnis tut weh. Ich will ja gar nicht kritisch sein und eigentlich habe ich da auch nichts zu melden – ich bin ja kein Seher, und Angelesenes und Geglaubtes gibt es auf der Welt zum Saufüttern. Ich atme durch und versuche es nocheinmal.

Ich werde zur Tempelruine hinaufgehen; ein wenig warte ich noch. Ich will mir auch keine Illusionen über den Tempel und die früheren Kulte machen. Meine Ohren surren Alarm und beim Heraufsteigen sind mir die Zacken nur so durch mein Gesichtsfeld gelaufen (Überdosis Kaffee).

Ich vertraue meinem Impuls – was bleibt mir anderes über? - und stapfe jetzt aufs Plateau hinauf.

Am Plateau sitze ich auf einer Bank, von der ich weit nach Süden und weit nach Osten schauen kann. Der Wind streicht um den vielleicht heiligen Berg und bringt Gebüsch und Bäume in Erregung. Der Himmel hat sich stärker bewölkt; ein Moped jault unten im Flachen. Die Landschaft ist da unten so herzzerreißend ausgespannt, dass es meinen Augen eine wahre Freude ist.

Jetzt habe ich mich nach Norden gesetzt (ich habe es daheim im Internet überprüft) und dort brauen sich dunkle Wolkentürme auf. Unglaublich schön; mächtig und selbstbewußt ziehen sie dahin. Der Wind wird nun anlassiger, zupft und zieht an mir herum, Rosenstrauch und Feigenbäumlein ducken sich. Wenn ich nicht völlig die Orientierung verloren habe, kommen die Wolken aus Aquilea. Hinter der dichten Hecke gurren Hühner ihre lieblichen, sanften, kurzgehaltenen Gesänge, die ich abends so gerne höre. Rasenmähen oder Heckenschneiden ganz in der Nähe. Ich gehe wieder hinunter. Die Turmuhr schlägt halb.

Was das Rasenmähen betrifft bin ich vom Regen in die Traufe gekommen. Auch hier herunten arbeitet ein pe-es-starker Mähtraktor eifrig und auf vollen Touren und will gar nicht mehr aufhören.

(31.7.2023)

Peter Alois Rumpf Juli 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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