Sonntag, 30. Juli 2023

3317 Die irdischen Autos sind Aliens

 



20:39 Heute ist ein schöner Abend. Neben dem Verkehrslärm und meinen singenden Ohren gibt es von irgendwo her Saturday-Night-Livemusik, zeitweilig vom Wind etwas vertragen. Die Dämmerung (nicht am Semmerung (!), sondern am Frauenberg bei Leibnitz) hat schon eingesetzt, graue Wolken und Wolkenfetzen überziehen den Himmel fast zur Gänze, wenn mich nicht sein schon grau und unbestimmt gewordenes Blau täuscht. Der Weingarten drüben hängt schwer und südlich an seinem Hügel gelehnt, zu seinen Füßen unter der Wiese leuchtet das große Haus. Ich bin halbwegs versöhnt mit dem Verkehrslärm und finde die Livemusik durchaus erträglich. Hier heroben kreuzen sich mehrere Straßen. Es ist windstill, die Bäume stehen ganz ruhig und unbewegt und sprachlos und warm und werden so in der Dämmerung mächtiger als Wächter dieser und einer anderen Welt. Die hohen Zweige der Platane dort zwischen den zwei Straßen schauen auf mich herab, der ich in etwa zehn Meter Entfernung sitze und jagen mir einen Schauder über den Rücken. Die Straßenlaternen da vorne und das erleuchtete Terrassenrestaurant daneben auf der anderen Straßenseite wirken so irreal, wie auch die sowas von irdischen Autos irreal wirken; in der aufkommenden Dunkelheit erscheinen sie mit ihren unwirklichen, zappelnden Alienslichtern, als wären sie von wild disziplinierten Geisterfahren mit striktem Plan und Auftrag gelenkt. Häuptling Abendwind kommt vorbei, aber so sanft und leise, kaum sehe ich eine Bewegung in den Büschen. Die Reifen der Autos und der Asphalt reiben einander, ihr Geräusch verrät, dass sie nicht zusammenpassen und sich gegenseitig quälen. So viel Schmerz bewegt sich da fort. Ich meine, winzige Tröpfchen auf der Haut zu spüren; sicher ist, dass die Gelsen lästig werden. Ich gehe ins Haus. Fledermäuse kreisen in der Dämmerung.

(29.7.2023)

Peter Alois Rumpf Juli 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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