Sonntag, 23. Juli 2023

3303 Nein. Im Gegenteil

 



Das junge Nussbäumchen – glaube ich – wackelt und schaukelt noch so kindlich im Wind und als es das Gleichgewicht wieder findet und der Wind Ruh gibt, steht es zart und dünn, fast filigran da, dass ich mir Sorgen mache. Die riesige Thuja zeigt ihre versehrte Seite, ihre braun und hässlich vernarbte Wunde her, aber auch sie schaukelt in der wiederum aufkommenden Brise, die auch mir die nackten Beine und Arme streicht. Ein angenehm aufregender Schauder läuft durch meinen Körper. Die Wolken, die da oben ziehen, sind mehrheitlich weiß und vertrauenserweckend , obwohl sie sich ständig ändern. Jetzt bläst der Wind stärker und alle Bäume rundum führen einen erregten, schönen, Augen erfrischenden und Herz beglückenden Tanz auf, einfach im Stehen. Die windige Choreographie gibt jetzt vor, dass die Bäume ganz hinten sich dehnen und strecken, zappeln und winken, sich öffnen und sich schließen, während die ganz nahen ganz ruhig und andächtig verhalten. Und nun tanzen die in der ersten Reihe. Selbst die Thuje, die ich wie alle ihrer Art nie so wirklich mochte, bewegt sich oben gefasst und besonnen leicht hin und her, während herunten ihre Wunde klafft. Von dieser Thuje dachte ich immer, ich würde sie fällen, wenn der Garten mir gehörte. Jetzt aber weiß ich: ich würde es nicht übers Herz bringen. Nein. Im Gegenteil. Ich bitte sie wegen meiner bisherigen Ablehnung und Abneigung um Verzeihung und biete ihr – wenn sie das annehmen kann – meine unwürdige und wirkungslose Freundschaft an. Fugat mocavium.

(22.7.2023)

Peter Alois Rumpf Juli 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite