Donnerstag, 18. Mai 2023

3208 Frühstücksbreichen

 



Schlank, flink und scheu wie ein Rehlein schlüpft und hüpft sie aus dem Bett, meine Frau, und geht in die Küche um uns das Feiertagsfrühstück zu bereiten und dann ins Bett zu servieren. Eine solche Verwöhnung steht mir gar nicht zu, aber mei! was kann man machen?! So um zehn dürfte es sein und ich habe lang und gut geschlafen und bin voller Optimismus. Wenn ich Christ und Papst wäre, würde ich Christi Himmelfahrt zum höchsten Feiertag machen, denn was soll das Ganze, wenn er nicht den Weg, lebendig aus dieser Welt abzuziehen, gefunden hätte? Idioten und Wichtigtuer, die uns Pseudolösungen anbieten wollen, und dann keinen Weg in die Unendlichkeit finden, gibt es hier auf Erden genug. Aber gut, ich soll mich nicht einmischen. Wozu auch? Auf mich hört eh keiner (was habe ich gerade von Idioten und Wichtigtuern gesagt?). Die Kaffeemühle heult und jault ungeniert drauflos, dass es zum Steinerweichen ist, und ich vergnüge mich an Formulierungen und Wortspielen und genieße das warme Bett. Als Vorspeise wird – na, vom wem? - Wassermelone ins Bett serviert. Ich nehme gleich ein Stück und kaue es andächtig und vorsichtig, auf dass ich mich nicht am köstlichen Wasser, das bei jedem Biss in unglaublicher Menge hervorquillt und den Mundraum kapazitätsmäßig fast überfordert, verschlucke, wenn es in die ausgetrocknete Kehle rinnt. Die Melone ist eine Spur zu unreif (wie wir alle), aber dennoch ein Genuß. Jetzt muß ich beim Schlucken besonders aufpassen, denn ich bin von der Andacht in die Gier gerutscht und kaue und schlucke zu hastig. Ich verordne mir Bedacht, Disziplin und Selbstbeherrschung und kaue wieder langsamer und besonnener (obwohl heute der Himmel bedeckt ist). (Geht’s noch!?! - der Innere Hobbyetymologe.) Ich höre das Schütteln der Dinkel- oder Hafermilchpackerl (für die deutschen Leserinnen: -tüten) aus der Küche und auch sonstige Verrichtungsbegleitgeräusche und jetzt warte ich schon in Vorfreude auf das köstliche Frühstücksbreichen und die üblicherweise daran anschließende Lesung meiner Texte.




(18.5.2023)

©Peter Alois Rumpf Mai 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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