3093 Aper
13:36. Bei stark
windigem, warmen, frühlingshaftem Wetter sitze ich in Hof neun und die Sonne
hinter ihrem Grauschleier blendet mich nicht, während der Wind mir ständig das
Notizbuch zuschlagen will. Eine Frau geht hüstelnd vorbei und gafft mir kurz
und neugierig ins aufgeschlagene Notizbuch (also doch zu recht ein Gegenstand
der Beschreibung!). Ich habe noch ein paar Minuten in dieser unattraktiven
Jahreszeit und bis zu meinem Termin, also warte ich hier und so schlecht
gefallen mir heute die kahlen Bäume, die apere gelb, braun und angegrünte
Wiese, der semsterfreie, leere Hof, der aufmunternde, herumzupfende Wind gar
nicht. Nur wenige Passanten. Ein Allround-Schauder läuft mir über den Rücken
und durch den Körper; ein kurzer Blick in die ein wenig durchkommende Sonne,
die jetzt superleichte, superseichte Schatten wirft. Gelächter von irgendwo da
hinten; Vogelgezwitscher; Kleinhundegekläff; leise Schritte am Asphalt; lautere
Schritte am Asphalt; das Rauschen eines rasenden E-Scooters am Asphalt; das
sinnenfreundlichere eines Fahrrades; eine vielleicht verwirrte Frau grüßt mich,
ich reagiere aber nicht; noch sechs Minuten, dann muß ich los. Draußen rauscht
ein Auto in leichtem Doppler (ich meine den Effekt) vorbei. Kinderrufe in einer
fremden Sprache – sagen wir: slawisch. Der Wind will mir die Seiten aus dem
Notizbuch reißen. Es ist ein unbarmherziger, unbestechlicher Kritiker meiner
Schreiberei.
(20.2.2023)
©Peter Alois
Rumpf Februar 2023 peteraloisrumpf@gmail.com
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