Montag, 20. Februar 2023

3093 Aper

 

13:36.  Bei stark windigem, warmen, frühlingshaftem Wetter sitze ich in Hof neun und die Sonne hinter ihrem Grauschleier blendet mich nicht, während der Wind mir ständig das Notizbuch zuschlagen will. Eine Frau geht hüstelnd vorbei und gafft mir kurz und neugierig ins aufgeschlagene Notizbuch (also doch zu recht ein Gegenstand der Beschreibung!). Ich habe noch ein paar Minuten in dieser unattraktiven Jahreszeit und bis zu meinem Termin, also warte ich hier und so schlecht gefallen mir heute die kahlen Bäume, die apere gelb, braun und angegrünte Wiese, der semsterfreie, leere Hof, der aufmunternde, herumzupfende Wind gar nicht. Nur wenige Passanten. Ein Allround-Schauder läuft mir über den Rücken und durch den Körper; ein kurzer Blick in die ein wenig durchkommende Sonne, die jetzt superleichte, superseichte Schatten wirft. Gelächter von irgendwo da hinten; Vogelgezwitscher; Kleinhundegekläff; leise Schritte am Asphalt; lautere Schritte am Asphalt; das Rauschen eines rasenden E-Scooters am Asphalt; das sinnenfreundlichere eines Fahrrades; eine vielleicht verwirrte Frau grüßt mich, ich reagiere aber nicht; noch sechs Minuten, dann muß ich los. Draußen rauscht ein Auto in leichtem Doppler (ich meine den Effekt) vorbei. Kinderrufe in einer fremden Sprache – sagen wir: slawisch. Der Wind will mir die Seiten aus dem Notizbuch reißen. Es ist ein unbarmherziger, unbestechlicher Kritiker meiner Schreiberei.

 

(20.2.2023)

©Peter Alois Rumpf  Februar 2023   peteraloisrumpf@gmail.com

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