3086 Rettenschoess
8:01 a.m. Die Heizung
springt an und ich betrachte meine drei Werke über dem Bücherregal in dieser
Morgendämmerung. Ein paar Mal gleitet mein Blick zum Neuen Gesicht ab, das
einfach im Helleren hängt. Durch den Lichtkegel der Leselampe schweben noch
Staubteilchen vom Auf- und Zuschlagen der Bettdecke (ob sie auch jenseits des
Lichtkegels schweben, kann ich empirisch nicht feststellen, da ich dort nicht
gut genug sehen kann). Es ist meine Rettenschoesser Landschaft, worin ich meinen
Blick festmachen und dann verlieren kann. Das Bild ist noch nicht tot; es
bewegt sich noch und verändert sich unter meinem Blick, wenn ich hinstarre. Die
Augen und was sie tun ist wirklich das Geheimnis. Meine sind noch
schlafverklebt. Die schwarze Krähe mit dem gelben Papageienschnabel setzt mit
nach oben aufgerichtetem Kopf zu einem Höhenflug an. In Rettenschoess herrscht
eine ungewöhnliche Klarheit. Ich streife ganz kurz den Blick des Neuen Gesichts
und kehre zu Rettenschoess zurück. Das ist nicht mehr Rettenschoess in Tirol,
das ist eine magische Landschaft. Meine Augen sind jetzt geschlossen.
Rettenschoess ist nur der Vorwand für eine fremde, schöne, ungereimte,
unbenannte Landschaft mit bizarren Bergen und hinreißend leuchtenden
Felswänden. Unwillkürlich rutscht mein Blick zu unserer Lieben Frau vom Neuen
Gesicht herab. Kann es doch Angst sein, was mich da aus den Augen anblickt?
Ich habe noch nicht genug. Es wird weitergehen.
(15.2.2023)
©Peter Alois
Rumpf Februar 2023 peteraloisrumpf@gmail.com
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