Mittwoch, 15. Februar 2023

3085 Valentin

 

1:50 a.m.  Den Valentin überstanden ohne ermordete Pflanzen – kein Leben für den Moloch geopfert. Ich habe mir beim Drehen des Kopfes zum Nachtkastl bei gleichzeitigem Gähnen einen stechenden Schmerz im Hals zugefügt (ich kenn das schon, dennoch passiert es mir immer wieder). Und ich frage mich, ob ich dieses Gesicht nicht doch kenne: dieser harte Blick, die roten – nehm ich an – Lippen, das Halstuch, der aufgestellte Kragen, die schlichte, aber damenhafte und schöne Frisur. Und dann sind da noch meine mehreren Aussetzer: ich lasse Buchstaben, Silben, ganze Wörter aus, verschreibe mich ständig. Das ist mir nicht mehr ganz geheuer. Als braver Junge nehme ich mir – in letzter Zeit schon zum hundertsten Male – vor, mich medizinisch durchchecken zu lassen, habe aber keine rechte Lust. Auch keine linke. Die Vorstellung, zum Arzt zu gehen, ist mir regelrecht widerwärtig: ich bin dort nicht auf menschlicher Augenhöhe und gehe unter und lasse dann alles mit mir machen. Mich holen Vergangenheit und Gegenwart ein (ich schreibe auch falsche Wörter hin: „heim“ statt „ein“. Vermutlich von „heimsuchen“ – das wäre ja sinnvoll). (Sind alle Fehler sinnvoll?) Zurück zum Neuen Gesicht: eindeutig: die Frau verachtet mich, hasst mich geradezu. Sie und ihre Gesellschaftsschicht wollen mit mir nichts zu tun haben. Höchstens wollen sie mir Anweisungen geben. Übrigens kündigt sich in meiner Nase ein Schnupfen an. Als Rettung vor dem Neuen Gesicht drehe ich die Leselampe nach oben, um meine Bilder dort an der Wand („Wang“ statt „Wand“ geschrieben) über dem Regal zu betrachten. Ich erhoffe mir davon innere Stärkung – aber die Lampe kann die Position nicht halten und senkt ihr Leuchten wieder nach unten. Was mach ich jetzt? Zunächst („zunächt“ statt „zunächst“) gehe ich aufs Klo, dann trinke ich Wasser. So werde ich es machen. Dann vielleicht schlafen. Die Lampe möge ruhig zu Boden scheinen – ich werde sie abdrehen.

 

(15.2.2023)

©Peter Alois Rumpf  Februar 2023   peteraloisrumpf@gmail.com

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