Mittwoch, 8. Februar 2023

3073 Küche

 

8:10 a.m.  Ich sitze in der Küche und warte auf den Handwerker. Hinter mir im Bad plätschert, gurgelt die Waschmaschine und dreht ihre Trommel. Die Küchenmesser hängen an der Wand. Beim Aufstehen heute war ich besonders konsequent bis hin zur eiskalten Abschlussdusche. Dafür fröstelt es mich jetzt. Am Küchentisch brennt noch die Morgenkerze. Das Radio habe ich abgedreht, das Deckenlicht brennt (in unserer Küche muß auch tagsüber das Licht aufgedreht werden). Es ist so schön hier: aufgeräumt, aber nicht zu sehr. Das Leben darf Spuren in der Küche hinterlassen. Es ist wunderschön hier in der Küche mit Fenster zum Lichtschacht. Eine Karaffe und eine hellgrünliche Flasche werfen wunderschöne transparente Schatten. Aber auch alle anderen, kompakteren Schatten sind nicht ohne. Natürlich bin ich nervös wegen dem Handwerker: ich kann in der Welt der Dualität nicht bestehen und weiß nicht, wann ich reingelegt werde. Jetzt surrt auch der Kühlschrank seine Melodie ab. In der Waschmaschine klopft der Waschmittel-Plastikbecher seinen eigenwilligen Rhythmus. Die Kerze am Tisch flackert. Ich drücke der Flamme das Wachs des überstehenden Kerzenrandes zu. Die Küchenuhr tickt und dem Ticken merkt man nicht an, dass die Uhr etwas vor geht. Das am Küchenbord gestapelte Geschirr hat etwas Rührendes. Erst recht die an der Seitenwand beim Waschbecken massiert hängenden Küchenwerkzeuge. Was rührt einen? Der Versuch, sich in Chaos und Tod zurechtzufinden und einigermaßen zu behaupten? Und dass dem ganzen Arrangement die letztendliche Vergeblichkeit anzusehen ist? Wer weiß. Der rote Sekundenzeiger der Küchenuhr ruckelt sich tickend im Kreis. Trotzdem glaube ich nicht an die Wiedergeburt. Die Waschmaschine hält inne bei ihrer Dreherei, dann geht es wieder weiter.

Vom Wohnzimmerfenster aus blicke ich in den Hof. Dort ist es taghell, die Sonne scheint, Schnee liegt noch auf den Dächern, die Bäume „stehen sprachlos und kalt“ und strecken sich so gut sie können ins rötliche gelbliche Licht. Ein Schauder läuft über meinen Rücken. Nichts rührt sich vor meinen Augen. „Wie ist die Welt so stille“. An manchen Stellen stürzt das gelbe Licht, das eigentlich weiß ist, herunter in das Geäst der Bäume und bringt es zum rötlichen aufleuchten und erscheinen.

Ich warte schon zwei Stunden auf den Handwerker und beginne nun, nervös auf und ab zu gehen. Im Wohnzimmer wirft das Sonnenlicht auf den Hauswänden im Hof sogar hier herinnen zarte Lichtflecken an die Wand hinterm schwarzen Ofen.

 

(8.2.2023)

©Peter Alois Rumpf  Februar 2023   peteraloisrumpf@gmail.com

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