3072 Vorsingen
0:03 a.m. Nachdem ich
die Kurzgeschichte weggelegt hatte, dachte ich: ich bin ein schlichtes Gemüt.
Die Kurzgeschichten, die Welt und das Leben sind zu kompliziert für mich; ich
verstehe sie nicht. Dennoch lese ich gierig eine Kurzgeschichte nach der
anderen. Oder Romane, die ich noch weniger verstehe. Und will die Welt lieben
und leben. Aber ich verstehe nichts davon. Auch das Surren in meinen Ohren höre
ich, aber verstehe es nicht. Verstehe nicht, was es mir sagen oder vorsingen
will. Ich blicke gleichgültig und gütig durch die gelblichtdurchsetzte
Düsternis auf mein Regal, weil es halt an der gegenüberliegenden Wand steht und
sehe nichts, das ich verstehen könnte. Gut, einen Streifen Lichtreflexion in
einem gekrümmten Photo. Na und? Schön, aber es sagt nichts, zeigt nichts. Der
Holzrabe, der vor dem Fenster hängt, streckt auch nur stur seinen fälschlich
gelben Schnabel ins Zimmer und schweigt. Kräht nicht. Krächzt nichts. Sagt
nichts. Die Leselampe erzeugt einen gelben Nebel im ansonsten dunklen Zimmer.
Ich werde unruhig und drehe den Kopf am Polster hin und her.
(8.2.2023)
©Peter Alois
Rumpf Februar 2023 peteraloisrumpf@gmail.com
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