3065 Normalisieren
11:28 a.m. Ich bin
seit Stunden wach und habe auch schon gearbeitet. Aber jetzt bin ich so müde,
dass an den Rändern meines Gesichts- und Bewußtseinsfeldes schon die
Traumgestalten warten und lauern. Und kalt ist mir. Ich erwärme mich nicht. Ich
brauche unglaublich viel Schlaf, um mein psychophysisches Gleichgewicht zu
halten. Ich vermute, es geht um die Geborgenheit (unter der Decke), weil ich
deren Fehlen immer weniger übertauchen kann. Auch jetzt beim Schreiben schlafe
ich beinahe ein. Mein Blick taumelt langsam durch mein Zimmer. Die Katze sitzt
auf mir und hat durchaus ihre Krallen ausgefahren. Ich hebe meine Augenbrauen
und halte sie oben, damit mir die Augen nicht zufallen. Eine Pattstellung der
Kräfte im Universum, die sich hier im Zimmer, dem Zentrum der Welt, zeigt. Hier
werden Kometen entworfen, gebaut und losgeschickt. Ich bin da nur der
Vektoreningenieur. Diese Tätigkeit mach ich so geheim, dass ich es selbst
meistens nicht weiß und nicht merke. Deswegen wohl diese Müdigkeit.
14:25 Was ist los?
Ich werde immer schwerer und mir wächst ein Panzer; der wächst von meinem hinnigen
Kreuz aus über den Rücken und nach vorne. Im Moment stecke ich darin wie in
einer Kleinkinderschaukel, der Panzer ist erst um die Leibesmitte einigermaßen
fertig und wächst sich erst nach oben und unten aus. Ist er aus Chitin? Ich
verkäfere! Ich will mich nicht an Kafka versündigen, aber ich komme kaum aus
der Rückenlage und vom Bett hoch. Ich schüttle diese Anwandlung ab, aber ahne
jedoch, dass sie wiederkommen wird. Ich will jetzt hinunter in die Küche, um
mich unter den Tageskindern und bei Geschirrarbeit zu normalisieren.
(31.1.2023)
©Peter Alois
Rumpf Jänner 2023 peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite