Mittwoch, 1. Februar 2023

3065 Normalisieren

 

11:28 a.m.  Ich bin seit Stunden wach und habe auch schon gearbeitet. Aber jetzt bin ich so müde, dass an den Rändern meines Gesichts- und Bewußtseinsfeldes schon die Traumgestalten warten und lauern. Und kalt ist mir. Ich erwärme mich nicht. Ich brauche unglaublich viel Schlaf, um mein psychophysisches Gleichgewicht zu halten. Ich vermute, es geht um die Geborgenheit (unter der Decke), weil ich deren Fehlen immer weniger übertauchen kann. Auch jetzt beim Schreiben schlafe ich beinahe ein. Mein Blick taumelt langsam durch mein Zimmer. Die Katze sitzt auf mir und hat durchaus ihre Krallen ausgefahren. Ich hebe meine Augenbrauen und halte sie oben, damit mir die Augen nicht zufallen. Eine Pattstellung der Kräfte im Universum, die sich hier im Zimmer, dem Zentrum der Welt, zeigt. Hier werden Kometen entworfen, gebaut und losgeschickt. Ich bin da nur der Vektoreningenieur. Diese Tätigkeit mach ich so geheim, dass ich es selbst meistens nicht weiß und nicht merke. Deswegen wohl diese Müdigkeit.

14:25  Was ist los? Ich werde immer schwerer und mir wächst ein Panzer; der wächst von meinem hinnigen Kreuz aus über den Rücken und nach vorne. Im Moment stecke ich darin wie in einer Kleinkinderschaukel, der Panzer ist erst um die Leibesmitte einigermaßen fertig und wächst sich erst nach oben und unten aus. Ist er aus Chitin? Ich verkäfere! Ich will mich nicht an Kafka versündigen, aber ich komme kaum aus der Rückenlage und vom Bett hoch. Ich schüttle diese Anwandlung ab, aber ahne jedoch, dass sie wiederkommen wird. Ich will jetzt hinunter in die Küche, um mich unter den Tageskindern und bei Geschirrarbeit zu normalisieren.

 

(31.1.2023)

©Peter Alois Rumpf  Jänner 2023   peteraloisrumpf@gmail.com

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