3035 Zweieridylle
2:53 a.m. Bin ich
jetzt mit Existenzialismus vollgeladen? Ehrlich gesagt: er hat begonnen mich
anzuekeln. Trotzdem werde ich noch ein Buch - eines! - von Romain Gary lesen.
Nur eines, um sicher zu sein. Ich lagere im Bett und rechts neben mir atmet
noch jemand, ein unsichtbares Wesen. Schon irgendwie synchron mit meinen
Atemzügen, aber doch anders. Das Geräusch kommt von rechts an mein rechtes Ohr.
Also der Tod ist es nicht: der käme von links und atmet nicht (nehme ich an).
Existenzialistisch und zynisch angehaucht blicke ich auf meine rundum
aufgehängten Kunstkarten und lächle über die vielen nackten Weiber darunter,
ohne sie wirklich gesehen zu haben. Jetzt habe ich es verstanden: wenn ich
ausatme, atmet der rechts neben mir ein. Ich drehe den Kopf nicht hin: hier
genügt mir mein Ohr. Ein tiefer Seufzer könnte unsere Zweieridylle zerstört
haben. Nein, er atmet nur schwächer. Ich vermute, es ist ein männliches Wesen
da rechts; seine Atemzüge lassen es vermuten. Ist er jetzt verschwunden? Ich
kann nicht entscheiden, ob ich ihn noch ganz schwach höre oder ob ich es mir
nur einbilde. Aber ich sehe jetzt klarer. Deshalb wähle ich mir – von den
Kunstkarten angeregt - meinen nächsten Museumsbesuch aus. Zurück zur Einheit
von Raum und Zeit und wenn es geht auch von meiner Aufmerksamkeit im Hier und
Jetzt. Das genügt für heute.
(3.1.2023)
©Peter Alois
Rumpf Jänner 2023 peteraloisrumpf@gmail.com
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