Dienstag, 27. Dezember 2022

3030 Selbstkritik

 

3:46 a.m.  Ich bin ein kleines Licht, ein ganz kleines. Und außerdem brenne ich schlecht. Was will ich denn Schriftsteller sein?! Ich Bettler, Schmarotzer und verfluchte Existenz. Ein ordentlicher Schriftsteller macht für seinen Unterhalt Übersetzungen, schreibt Artikel, hat einen kleinen Lehrauftrag, wenn die Schriftstellerei zu wenig einbringt. Das sagt auch der Brecht (im vorigen Jahrhundert). Und ein Schriftsteller greift auf einen Fundus aus Bildung und von irgendwas zurück, das er sich erarbeitet hat und dem er halbwegs vertraut und das ihm geistige Sicherheit gibt. Er muß es ja nicht anbeten. Zumindest jedoch kann der damit Rezensionen schreiben. Ich aber komme von unten und aus dem Nichts und habe nie gelehrt bekommen, wie man mit goldenen Löffeln ißt und wie man souverän ein Lokal, eine Redaktion, ein Hotel betritt. Es ist nichts da, das mich trägt und von dem aus ich mich einbringen könnte. Ich werde trotzdem weiterschreiben; es bleibt mir gar nichts anderes übrig, aber erwarten oder erhoffen darf ich nichts. Ich meine nicht nur aus lebenspraktischen Gründen, sondern vom Inhaltlichen her: mehr als mit meiner Schublade darf ich die Welt nicht belästigen.

 

(27.12.2022)

©Peter Alois Rumpf  Dezember 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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