3034 Ein paar gelungene Orgien
Den ersten Tag des neuen Jahres hätten wir heruntergebogen;
und die erste ganze Nacht auch. Und das zweite Frühstück des Jahres. Wir biegen
also die Tage herunter und erschlagen sie, als strebten wir auf ein großes Ziel
zu, auf den Großen Auftritt, darauf, dass wir endlich unser Lebenswerk
vollbringen. Dabei ist es nur der Große Abtritt, auf den wir bemüht und eilends
zusteuern, sonst nichts. Irgendeine Lüftung oder Klimaanlage heult aus dem
Lichtschacht herauf; die Dämmerung hier in meiner Kemenate weiß nicht, ob sie
zum Morgen oder zum Abend gehört. Wenn das äußere Rauschen pausiert, springt
das innere Surren ein. „Springen“ eigentlich nicht: der Übergang geht viel
dezenter und unaufgeregter vor sich. Ein
paar gelungene Orgien vor meinem Tod, das wär’s! Ich werde jetzt genauso
primitiv wie meine Altvorderen! Nun ja, hoffnungslos kindischer Ersatz für das
verfehlte Große Ziel. Mein Gott! Ist das lächerlich! Und noch dazu von einer
alten Schastrommel wie mich und toxischem Zauderer. Ich lächle wirklich. Zurück
zur Götter-Dämmerung und ihrem Geheule: Dieses Zimmer wirkt eindeutig
beruhigend und ernüchternd auf mich. Zumindest jetzt und in gewisser Weise.
Aber schon kippe ich wieder weg in Kriegsszenen. Es ist die Katze, die auf
meine Brust springt und mich nun vom Krieg abzieht und ablenkt. Später dann
habe ich ein Handtuch von der Wäscheleine genommen und in das Badezimmer
gehängt.
(2.1.2023)
©Peter Alois
Rumpf Jänner 2023 peteraloisrumpf@gmail.com
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