2890 Erstaunlich!
2:34 a.m. Beim Atmen meine ich so ein befremdliches Geräusch
zu hören – das wird aber bloß durch die zusammengeknickte Haltung bedingt sein,
die ich im Bett knotzend zum Lesen und Schreiben einnehme. Die Haut meiner
linken Hand glitzert an manchen Stellen wie ein glattgehobeltes Holzstück
stellenweise glitzert. Ich habe die Haltung des aufgerichteten Oberkörpers in
den Pölstern verbessert und so ist das eigenartige Atemgeräusch kaum noch
feststellbar.
Aber nicht deswegen, sondern überhaupt muß ich viel an den
Tod denken. Und wie das Sterben so abläuft – ich meine im eigentlichen
Geschehen hinter den Kulissen. Ehrlich gesagt wundere ich mich, dass ich noch
lebe – ich habe schon lange, lange erwartet, dass mich die Götter wegräumen
werden. Vielleicht habe ich mich deshalb nie so richtig um Stabilität und
Zukunft in meinem Leben gekümmert. Zukunft, die jetzt Gegenwart ist.
Offensichtlich: ich habe mich doch so lange durchs Leben geschummelt; fast
könnte ich stolz werden. So schlecht habe ich es gar nicht erwischt.
Mein Surren hat einen neuen Nebenton: etwas Metallisches
klingt mit. Nun habe ich den Ton verloren. Es ist ein Höllenlärm in meinen
Ohren.
Ich bin sehr froh, so da zu liegen. Die Zeit vergeht ruhig.
Ich habe meine Aufmerksamkeit von den Ohren abgezogen und lasse sie machen, was
sie will. Das Surren ist jetzt ganz am Rand. 3:03 a.m. Wie ich gesagt habe: die
Zeit vergeht. Meine Lebenszeit. Momentan versäume ich nichts. Die Versäumnisse
– wenn schon – liegen Jahrzehnte zurück. Jetzt geht es nur mehr ums langsame
Austrinken. Und ums Warten und Schauen zwischen den einzelnen Schlucken. Ich
habe so lange überlebt. Erstaunlich!
(17.9.2022)
©Peter Alois Rumpf
September 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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