2884 Beleidigt
Heute sitze ich direkt vor und über dem Abgrund. Im Abgrund
zeigen sich die Geleise der U6, von Zeit zu Zeit ein Zug der U6, sowohl in die
eine und in die andere Richtung, der Gürtel mit seinen dreispurigen Autobahnen,
einmal Richtung Norden, einmal Richtung Süden, Radfahrer und die Radwege, die
Passanten in verschiedenen Variationen und Kombinationen, die verdorrten und
von Miniermotten befallenen Bäume, asphaltierte Abstellflächen, das
Stationsgebäude der U6, Reklametafeln, Mistkübeln der verschiedenen Arten und
und und: das alles und viel mehr ist da unten im Abgrund.
In der Ferne der Kahlen- und der Leopoldsberg mit ihren
Wiesen und Weingärten. Noch ferner die Wolken, weit vor und über mir.
„Immer wieder wenn ich aus dem Leib aufwache in mich selbst,
lasse das andere hinter mir und trete ein in mein Selbst ...“ … ich kann diesen
Satz von Plotin nicht fertig schreiben, weil ich wegen einer Veranstaltung, die
jetzt beginnen soll, aus dem hintersten Ruheraum der Städtischen Bücherei mit
der Glasfront gegen Norden vertrieben werde. Gekränkt und beleidigt breche ich
hier ab und fahre nach Hause. „Er war in der [Bücherei] […],
aber die [Bücherei] erkannte ihn nicht. Er kam in
sein Eigentum [öffentlich!], aber die Seinen nahmen ihn
nicht auf.“ (Joh 1.10-11)
(12.9.2022)
©Peter Alois Rumpf
September 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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