Mittwoch, 7. September 2022

2876 Die Ziffern der Zeit

 

5:53 a.m. Mit dem leisen, leicht mehrstimmigen und ein wenig nasalen „dään“ in dieser ganzen morgendlichen Stille leuchtet auf Knopfdruck mein Handy auf und zeigt mir die Ziffern der Zeit. In der intensiveren und ein wenig geschockten Stille darnach betrachte ich aus einer Art Verlegenheit den Kabelsalat bei und unterm Gewandsessel mitsamt seinem Schatten am Schreibtischkastel und seinem Staub davor. Es sind das Surren in meinen Ohren und ein tiefes, fast unhörbares Grundgeräusch, die den Raum in der Zeit halten und ihn als Hilfs- und Ersatzsubstanzen gedehnt, damit er nicht implodiert. Jetzt kommt über Lichtschacht und offenem Vorzimmerfenster ein unterstützendes friedlich rauschsymphonisches Geräusch dazu. Mein Geist A beginnt sich zu langweilen und schlägt „weiterschlafen!“ vor, mein Geist B will noch etwas Pikantes schreiben. Mein Körperhockt nur so da und altert leise vor sich hin. Mein Haupt neigt sich gütig und rollt mal nach rechts und dann nach links. Hätte ich statt „Pikantes“ „Prägnantes“ schreiben sollen? Oder gar „Bekanntes“? Ah nein! „Pikantes“ ist frecher und prägnanter. Meine Leselampe – gar nicht auf mein Notizbuch ausgerichtet – leuchtet unter anderem die hässlichen Schachteln mit diversen Bildern und Zeichnungen von mir – unter Schreibtisch und Regal zum Vergessen geräumt – an. Mein auf den Kleiderstapel auf dem Sessel schlampig hingeworfenes gelbes Ich-bin-am-Sprung-T-Shirt leuchtet satt und deutlich in den bläulichen Morgen heraus. Ich werde es heute wohl zur Wäsche geben. Heute ist ja mein Waschtag 1. aber spärter. Viel später!

 

(7.9.2022)

©Peter Alois Rumpf  September 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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