2876 Die Ziffern der Zeit
5:53 a.m. Mit dem leisen, leicht mehrstimmigen und ein wenig
nasalen „dään“ in dieser ganzen morgendlichen Stille leuchtet auf Knopfdruck
mein Handy auf und zeigt mir die Ziffern der Zeit. In der intensiveren und ein
wenig geschockten Stille darnach betrachte ich aus einer Art Verlegenheit den
Kabelsalat bei und unterm Gewandsessel mitsamt seinem Schatten am
Schreibtischkastel und seinem Staub davor. Es sind das Surren in meinen Ohren
und ein tiefes, fast unhörbares Grundgeräusch, die den Raum in der Zeit halten
und ihn als Hilfs- und Ersatzsubstanzen gedehnt, damit er nicht implodiert.
Jetzt kommt über Lichtschacht und offenem Vorzimmerfenster ein unterstützendes
friedlich rauschsymphonisches Geräusch dazu. Mein Geist A beginnt sich zu
langweilen und schlägt „weiterschlafen!“ vor, mein Geist B will noch etwas
Pikantes schreiben. Mein Körperhockt nur so da und altert leise vor sich hin.
Mein Haupt neigt sich gütig und rollt mal nach rechts und dann nach links.
Hätte ich statt „Pikantes“ „Prägnantes“ schreiben sollen? Oder gar „Bekanntes“?
Ah nein! „Pikantes“ ist frecher und prägnanter. Meine Leselampe – gar nicht auf
mein Notizbuch ausgerichtet – leuchtet unter anderem die hässlichen Schachteln
mit diversen Bildern und Zeichnungen von mir – unter Schreibtisch und Regal zum
Vergessen geräumt – an. Mein auf den Kleiderstapel auf dem Sessel schlampig
hingeworfenes gelbes Ich-bin-am-Sprung-T-Shirt leuchtet satt und deutlich in
den bläulichen Morgen heraus. Ich werde es heute wohl zur Wäsche geben. Heute
ist ja mein Waschtag 1. aber spärter. Viel später!
(7.9.2022)
©Peter Alois Rumpf September 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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