2887 Immense Trauer
23:37 Ein unspektakulärer Tag, den ich wie auch seinen Abend
ganz gewöhnlich und grosso modo auf die übliche Weise verbracht habe: Lesen,
Einkaufen, Kochen, Essen, Wäschewaschen, Geschirrabwasch, sonstige Küche, Zeit
im Bild, Fußball, Krimis, ein paar simple Spiele am Laptop mit Musik (Brian
Eno) – aber ich habe den Abend schon jetzt so früh beendet: Eine unglaubliche
Traurigkeit sucht mich heim, die Ablenkungen funktionieren nicht mehr, im
Gegenteil: sie stören mich. Ich kann nicht sagen, ich trauere deswegen oder
wegen jenem – die Trauer bleibt sozusagen anonym. Sie wird schon mit meinem
Leben und die Folgen meiner Handlungen in meinem Umfeld zu tun haben, aber geht
darüber hinaus. Es ist immer traurig, wenn Leben sich nicht richtig entfalten
kann und Begabungen und Potentiale ersticken oder abgetötet werden.
Die Trauer ist so massiv, dass sie mich regelrecht
niederdrückt und mir das Atmen schwer zu machen scheint. Dennoch – wie kann ich
das sagen? - dennoch protestiere ich nicht gegen die Trauer, lehne mich nicht
gegen sie auf und beschwere mich nicht über sie. Ich empfinde sie als
angemessen. Und ich habe ein Recht auf meine Trauer.
Ich bin schon zu Bett gegangen und werde jetzt lesen. Zuerst
Günther Anders – was in meinem aktuellen Zustand nicht ganz ungefährlich ist –
dann ein wenig Plotin, und dann Manès Sperbers Autobiographie. So habe ich es
vor.
(15.9.2022)
©Peter Alois Rumpf September 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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