Freitag, 16. September 2022

2887 Immense Trauer

 

23:37 Ein unspektakulärer Tag, den ich wie auch seinen Abend ganz gewöhnlich und grosso modo auf die übliche Weise verbracht habe: Lesen, Einkaufen, Kochen, Essen, Wäschewaschen, Geschirrabwasch, sonstige Küche, Zeit im Bild, Fußball, Krimis, ein paar simple Spiele am Laptop mit Musik (Brian Eno) – aber ich habe den Abend schon jetzt so früh beendet: Eine unglaubliche Traurigkeit sucht mich heim, die Ablenkungen funktionieren nicht mehr, im Gegenteil: sie stören mich. Ich kann nicht sagen, ich trauere deswegen oder wegen jenem – die Trauer bleibt sozusagen anonym. Sie wird schon mit meinem Leben und die Folgen meiner Handlungen in meinem Umfeld zu tun haben, aber geht darüber hinaus. Es ist immer traurig, wenn Leben sich nicht richtig entfalten kann und Begabungen und Potentiale ersticken oder abgetötet werden.

Die Trauer ist so massiv, dass sie mich regelrecht niederdrückt und mir das Atmen schwer zu machen scheint. Dennoch – wie kann ich das sagen? - dennoch protestiere ich nicht gegen die Trauer, lehne mich nicht gegen sie auf und beschwere mich nicht über sie. Ich empfinde sie als angemessen. Und ich habe ein Recht auf meine Trauer.

Ich bin schon zu Bett gegangen und werde jetzt lesen. Zuerst Günther Anders – was in meinem aktuellen Zustand nicht ganz ungefährlich ist – dann ein wenig Plotin, und dann Manès Sperbers Autobiographie. So habe ich es vor.

 

(15.9.2022)

©Peter Alois Rumpf  September 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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