Mittwoch, 17. August 2022

2851 Männer

 

Im Gänsehäufl. Ich blicke herum und sehe fast nur verdorrte Bäume; nur ein paar wenige haben noch eine einigermaßen grüne Ausstrahlung.

Ich bin – wie immer hier – im Nudistenbereich und da fällt mir besonders auf, was ich aber überall mache: ich ziehe über meine Augen innen einen Schleier, keinen absolut lichtundurchlässigen, ich kann schon Dinge erkennen, aber verschwommen. Und: ich halte meinen Kopf gesenkt und blicke meistens auf den Boden, so etwa ein, zwei Meter vor mir. Besonders wenn ich gehe. Als dürfte ich nichts deutlich sehen. Den kleinen Bereich am Boden, damit man weiß, wo man hintritt, darf ich  schon ein wenig deutlicher sehen; den Bereich rundherum nicht beziehungsweise nur schlecht, den fernen Bereich wieder besser. Also in die Ferne schauen fällt wieder leichter. Und das alles besonders dann, wenn ich alleine, aber nicht getarnt oder in Deckung bin – nur nichts auf mich ziehen! Nur nicht verraten, wie sehr mich die Welt interessiert und anzieht!

Aber jetzt ist meine Frau gekommen und das entschärft die Situation: ich bin kein einzelner alter Mann, verdächtig nach innen und nach außen, vor sich selber und vor den andern, sondern als anscheinend oder scheinbar von einer Frau „abgedeckter“ in seiner Gefährlichkeit gebannt. Kurz: ich schau jetzt freier herum.

Und da fällt mir auf: die nackten Männer, die da herumgehen, das Gemächt zappelt in der Bewegung und von den Oberschenkeln angestoßen hin und her – die Natur – oder wer oder was dafür verantwortlich ist – hat sich da etwas ziemlich Lächerliches ausgedacht: dieses sinnlos- wichtigtuerische Gebimmel und doch so groteske Gezappel des Zeugungsgerätes: wie von einem rücksichtslos lustigen, sadistisch angehauchten Demiurgen ausgedacht. Mich wundert es nicht, dass wir Männer – eh bloß ein Ableger des im Universum dominierenden Weiblichen - uns psychologisch, soziologisch, psychosozial, philosophisch, theologisch und weiß der Teufel was noch alles soviel Panzerung verschaffen wollen: unser Stück, das wir so wichtig nehmen, so verletzlich und preisgegeben, wie von einem Schöpfer, der sich mit seinen Geschöpfen eine Hetz machen will und sich permanent abhaut, wir dem Spott anheimgegeben … ja, wir „Männner sind sooo verletzlich!“, fragwürdig schon in ihrer physischen Gestalt.

 

(17.8.2022)

©Peter Alois Rumpf  August 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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