2851 Männer
Im Gänsehäufl. Ich blicke herum und sehe fast nur verdorrte
Bäume; nur ein paar wenige haben noch eine einigermaßen grüne Ausstrahlung.
Ich bin – wie immer hier – im Nudistenbereich und da fällt
mir besonders auf, was ich aber überall mache: ich ziehe über meine Augen innen
einen Schleier, keinen absolut lichtundurchlässigen, ich kann schon Dinge
erkennen, aber verschwommen. Und: ich halte meinen Kopf gesenkt und blicke
meistens auf den Boden, so etwa ein, zwei Meter vor mir. Besonders wenn ich
gehe. Als dürfte ich nichts deutlich sehen. Den kleinen Bereich am Boden, damit
man weiß, wo man hintritt, darf ich
schon ein wenig deutlicher sehen; den Bereich rundherum nicht
beziehungsweise nur schlecht, den fernen Bereich wieder besser. Also in die
Ferne schauen fällt wieder leichter. Und das alles besonders dann, wenn ich
alleine, aber nicht getarnt oder in Deckung bin – nur nichts auf mich ziehen!
Nur nicht verraten, wie sehr mich die Welt interessiert und anzieht!
Aber jetzt ist meine Frau gekommen und das entschärft die
Situation: ich bin kein einzelner alter Mann, verdächtig nach innen und nach
außen, vor sich selber und vor den andern, sondern als anscheinend oder scheinbar
von einer Frau „abgedeckter“ in seiner Gefährlichkeit gebannt. Kurz: ich schau
jetzt freier herum.
Und da fällt mir auf: die nackten Männer, die da herumgehen,
das Gemächt zappelt in der Bewegung und von den Oberschenkeln angestoßen hin
und her – die Natur – oder wer oder was dafür verantwortlich ist – hat sich da
etwas ziemlich Lächerliches ausgedacht: dieses sinnlos- wichtigtuerische
Gebimmel und doch so groteske Gezappel des Zeugungsgerätes: wie von einem
rücksichtslos lustigen, sadistisch angehauchten Demiurgen ausgedacht. Mich
wundert es nicht, dass wir Männer – eh bloß ein Ableger des im Universum
dominierenden Weiblichen - uns psychologisch, soziologisch, psychosozial,
philosophisch, theologisch und weiß der Teufel was noch alles soviel Panzerung
verschaffen wollen: unser Stück, das wir so wichtig nehmen, so verletzlich und
preisgegeben, wie von einem Schöpfer, der sich mit seinen Geschöpfen eine Hetz
machen will und sich permanent abhaut, wir dem Spott anheimgegeben … ja, wir
„Männner sind sooo verletzlich!“, fragwürdig schon in ihrer physischen Gestalt.
(17.8.2022)
©Peter
Alois Rumpf August 2022 peteraloisrumpf@gmail.com
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