Montag, 15. August 2022

2846 Laptop abgedreht

 

1:27 a.m. Laptop habe ich abgedreht, die Abendwäsche erledigt und mich ins Bett gelegt. Ich stelle jetzt die Frage gar nicht, aber sie taucht auf: haben mich die Aktivitäten und Passivitäten dieses Tages weitergebracht oder ist schon alles in den Abgrund gefallen? Ein äußerst heikler Moment! Die Gefahr, dass mich die Verzweiflung voll erwischt, ist groß. Aber heute habe ich mir einen Trick ausgedacht: ich schreibe zuerst, und dann lese ich noch ein wenig (Manès Sperber und Javier Marías). Ich drehe die Reihenfolge um, damit ich nicht grübelnd nach einem niederschmetternden Tagesrésumé einschlafe und es sich so in Geist und Seele verfestigt, sondern Geist und Seele abgelenkt sind und ich etwas anderes im Kopf habe.

2:18 a.m. Und? Ist der Trick gelungen? Nicht ganz, wenn man sich bei der Lektüre von Sperbers „Zur Analyse der Tyrannis“ auf jeder Seite fünfmal aufgeblattelt fühlt und sich in der Beschreibung der Mitläufer unvermeidlich wiedererkennt.

Meine kleine Kunstkartenbilderwand an der Kastenwand am Fußende des Bettes gefällt mir wieder (Verhältnis nackter oder halbnackter Frauen zu anderen Sujets: 9:9), aber auch dieses angeblich welt- und lebenszugewandte Interesse ist gefährlich, denn als nächstes kommt mir dann mein Mangel an Erfüllung in den Sinn (ich erkläre es nocheinmal: zuerst ist die Sehnsucht nach Magie da, dann muß ich mir eingestehen: ich komme da nicht weiter: ich habe weder die Kraft, noch die Ausdauer, noch das Selbstbewußtsein, noch den Mut dafür. „Na gut! Dann nicht.“ denke ich mir und will mir irdischeren, alltagsgestützteren Interessen widmen, deren herausragendstes das Interesse an Sex ist. Dann muß ich mir eingestehen: ich komme da nicht weiter, ich habe weder die Kraft, noch die Ausdauer, noch das Selbstbewußtsein, noch den Mut dafür. „Na gut! Dann nicht.“ denke ich mir und will mich bescheideneren, meinem ängstlichen, passiven und risikoscheuen Charakter entsprechenderen Interessen widmen: lesen, Musik hören, auf besonnen und kultiviert machen. Dann muß ich mir eingestehen: ich komme da nicht weiter; ich habe weder die Kraft, noch Disziplin und Ausdauer, noch das Selbstbewußtsein, noch den Mut dafür. Mir fehlt auch die Bildung, das Wissen überhaupt und das, wie man mit goldenen Löffeln ißt, und vielleicht auch das nötige Budget. Und dann wird es eng).

 

(13.8.2022)

©Peter Alois Rumpf  August 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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