2846 Laptop abgedreht
1:27 a.m. Laptop habe ich abgedreht, die Abendwäsche
erledigt und mich ins Bett gelegt. Ich stelle jetzt die Frage gar nicht, aber
sie taucht auf: haben mich die Aktivitäten und Passivitäten dieses Tages
weitergebracht oder ist schon alles in den Abgrund gefallen? Ein äußerst
heikler Moment! Die Gefahr, dass mich die Verzweiflung voll erwischt, ist groß.
Aber heute habe ich mir einen Trick ausgedacht: ich schreibe zuerst, und dann
lese ich noch ein wenig (Manès Sperber und Javier Marías). Ich drehe die
Reihenfolge um, damit ich nicht grübelnd nach einem niederschmetternden
Tagesrésumé einschlafe und es sich so in Geist und Seele verfestigt, sondern
Geist und Seele abgelenkt sind und ich etwas anderes im Kopf habe.
2:18 a.m. Und? Ist der Trick gelungen? Nicht ganz, wenn man
sich bei der Lektüre von Sperbers „Zur Analyse der Tyrannis“ auf jeder Seite
fünfmal aufgeblattelt fühlt und sich in der Beschreibung der Mitläufer
unvermeidlich wiedererkennt.
Meine kleine Kunstkartenbilderwand an der Kastenwand am
Fußende des Bettes gefällt mir wieder (Verhältnis nackter oder halbnackter
Frauen zu anderen Sujets: 9:9), aber auch dieses angeblich welt- und
lebenszugewandte Interesse ist gefährlich, denn als nächstes kommt mir dann
mein Mangel an Erfüllung in den Sinn (ich erkläre es nocheinmal: zuerst ist die
Sehnsucht nach Magie da, dann muß ich mir eingestehen: ich komme da nicht
weiter: ich habe weder die Kraft, noch die Ausdauer, noch das Selbstbewußtsein,
noch den Mut dafür. „Na gut! Dann nicht.“ denke ich mir und will mir
irdischeren, alltagsgestützteren Interessen widmen, deren herausragendstes das
Interesse an Sex ist. Dann muß ich mir eingestehen: ich komme da nicht weiter,
ich habe weder die Kraft, noch die Ausdauer, noch das Selbstbewußtsein, noch
den Mut dafür. „Na gut! Dann nicht.“ denke ich mir und will mich
bescheideneren, meinem ängstlichen, passiven und risikoscheuen Charakter
entsprechenderen Interessen widmen: lesen, Musik hören, auf besonnen und
kultiviert machen. Dann muß ich mir eingestehen: ich komme da nicht weiter; ich
habe weder die Kraft, noch Disziplin und Ausdauer, noch das Selbstbewußtsein,
noch den Mut dafür. Mir fehlt auch die Bildung, das Wissen überhaupt und das,
wie man mit goldenen Löffeln ißt, und vielleicht auch das nötige Budget. Und
dann wird es eng).
(13.8.2022)
©Peter Alois Rumpf August 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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