2797 Duloxetin
Meine Hände brennen ein wenig und von ihnen geht eine kleine
Erstarrung aus. Im Moment etwa bis zu den Ellenbögen (die ich in meiner
üblichen Selbststilisierung gar nicht haben sollte). Das illyrische, ich meine:
lyrische, nein: elegische Röhren der Lüftung oder Klimaanlage aus dem
Lichtschacht übertönt mein hauseigenes Surren („hallo Peter, altes Haus, heut
schaugst verwutzelt aus!“) und die aufkommende Melancholie wie mit
alltagsbestärkender Morgenweckermusik. Nur dass es in seiner Monotonie viel
schöner und interessanter ist, als das meiste auf dem
Wir-kommen-alle-alle-fröhlich-in-die-Arbeit-Sektor.
Mein Mali-Lošinj-Bild schaut heute ein wenig gerupft aus,
als wäre eine Schar kosmischer Gänse über es hergefallen und hätte es
abgezupft. Schaut jetzt vielleicht sogar besser aus, das Bild. Können mich die
nackerten Museumsweiber an den Wänden anregen? Nicht wirklich; meine Stimmung
ist dafür im Moment viel zu mysteriumsfromm (oder die nach fast zwei Wochen
Pause wieder eingenommene Duloxetintablette besteht gleich auf ihre
libidosenkende Wirkung, obwohl ich sie gegen Panikattacken einnehme). Langsam
geht mir die Lichtschacht-Wecker-Musik auf den … Zeiger. Durch einen kleinen
psychisch-energetischen Ruck habe ich mir nun doch eine kleine Aufregung
eingefangen. Sorgfältig und vorsichtig, auf dass ich sie mir nicht entgleite,
baue ich sie weiter auf und will sie als Morgenlust stabilisieren.
Das jetzt im Stiegenhaus aufkommende fröhliche Geschrei der
Tageskinder bringt mich gleich auf andere Gedanken und in eine andere,
integere, kosmischere, lautere Stimmung.
(15.7.2022)
©Peter Alois Rumpf Juli 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite