Samstag, 16. Juli 2022

2797 Duloxetin

 

Meine Hände brennen ein wenig und von ihnen geht eine kleine Erstarrung aus. Im Moment etwa bis zu den Ellenbögen (die ich in meiner üblichen Selbststilisierung gar nicht haben sollte). Das illyrische, ich meine: lyrische, nein: elegische Röhren der Lüftung oder Klimaanlage aus dem Lichtschacht übertönt mein hauseigenes Surren („hallo Peter, altes Haus, heut schaugst verwutzelt aus!“) und die aufkommende Melancholie wie mit alltagsbestärkender Morgenweckermusik. Nur dass es in seiner Monotonie viel schöner und interessanter ist, als das meiste auf dem Wir-kommen-alle-alle-fröhlich-in-die-Arbeit-Sektor.

Mein Mali-Lošinj-Bild schaut heute ein wenig gerupft aus, als wäre eine Schar kosmischer Gänse über es hergefallen und hätte es abgezupft. Schaut jetzt vielleicht sogar besser aus, das Bild. Können mich die nackerten Museumsweiber an den Wänden anregen? Nicht wirklich; meine Stimmung ist dafür im Moment viel zu mysteriumsfromm (oder die nach fast zwei Wochen Pause wieder eingenommene Duloxetintablette besteht gleich auf ihre libidosenkende Wirkung, obwohl ich sie gegen Panikattacken einnehme). Langsam geht mir die Lichtschacht-Wecker-Musik auf den … Zeiger. Durch einen kleinen psychisch-energetischen Ruck habe ich mir nun doch eine kleine Aufregung eingefangen. Sorgfältig und vorsichtig, auf dass ich sie mir nicht entgleite, baue ich sie weiter auf und will sie als Morgenlust stabilisieren.

Das jetzt im Stiegenhaus aufkommende fröhliche Geschrei der Tageskinder bringt mich gleich auf andere Gedanken und in eine andere, integere, kosmischere, lautere Stimmung.

 

(15.7.2022)

©Peter Alois Rumpf  Juli 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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