Donnerstag, 14. Juli 2022

2795 Nasse Wäsche

 

Da ist sie wieder, die lästige Fliege, die um meinen Kopf kreist, bis ich aufwache, dann ist sie weg und kurz sehe ich einen Schattenriß von mir (von wem auch sonst !?!) aus den Augenwinkeln. Aus dem Lichtschacht stinken Scheiße und Zigarettenrauch. Ich schließe alle Fenster hier heroben, aber der Gestank bleibt. Bin ich es, der stinkt? Tauen meine Jahrhunderte alten, körpereigenen Permafrostböden auf? Oder sind es die Alzheimer ankündigenden Geruchshallizunationen? Wie auch immer: es stinkt und ich bin gut ausgeschlafen aufgewacht. Klarheit umgibt mich, an die sich jedoch bereits mein Surren heranmacht. Die Konturen der Bücher, Bilder, Möbel und der anderen Dinge sind noch scharf.

Das ist es! Plötzlich fällt es mir auf: nachdem ich mit meinen Himmelfahrtsintentionen endgültig gescheitert bin, will ich mich einem ordentlichen irdischen Leben widmen. Aber das geht nicht. Nicht nur wegen meines Alters nicht. Ich kann es nicht – ich bleib dem Himmel auserkoren, ob's mir paßt oder nicht. Aus einem gescheiterten Himmelstürmer wird kein gelungener, sexy, geiler (H)Erdenmensch, sondern einer von trauriger Gestalt. In der Fremde verbleibe ich; sie wird mir keine Heimat mehr. Und die Sehnsucht nach … hm … was eigentlich? … Reinheit? … greift zu kurz und wäre auch eine Sackgasse … nach Transzendenz? … Pfui, wie das schon klingt! … nach dem Anderen (wenn ich „Nagual“ schreibe, bleibt es ja auch unverständlich und trifft's auch nicht päzise) wird nie vergehen.

Und als Lösung der Genderisierungsproblematik schlage ich die Endung „e“ vor: der Student, die Studentin – welchen Artikel nehmen wir? „de“ ist zu nahe an „der“, „di“ ist zu nahe an „die“ - „da“? - Studente. Der Verbrecher, die Verbrecherin – da Verbreche. Müßte man/frau/es noch abklären, ob es irgendwelche neutralitätsstörende Anklänge in diversen Dialekte gibt und wie relevant die wären.

Zurück zu meinen Bildern an der Wand: meine Augen gleiten drüber wie Drohnen, entdecken jedoch nichts aufregendes.

Blödes Lachen aus den Gängen beendet sich mit einem Kleschen einer Tür.

Wem das schon zu fad wird: auch das hier ist – wie alles und überall – ein Kampf auf Leben und Tod.

Und übrigens: wie wär's, statt gegen die Hitze feuchte Tücher in der Wohnung aufzuhängen, einfach nasse Wäsche? Ohne daraus gleich eine beuys'sche Aktion zu machen?

 

(14.7.2022)

©Peter Alois Rumpf  Juli 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite