2791 Zur freien Entnahme
4:51 a.m. Vom Fenster leuchtet es schon blau herein. Ich bin
gut ausgeschlafen und erholt. Mein Surren, das zunächst wie feierliche
Begleitmusik klingt, erhöht Tempo, Modulation und Dichte, sodass es selbst mein
Magenknurren übertönt. Ich höre meinen Pulsschlag. Politische Themen wutzeln
sich am Rande meines Bewußtseins im für jetzt aussortierten Bereich. Um diese
schöne Morgenzeit sind Bettwärme, Innerlichkeit und Selbsterforschung angesagt.
Die Reise nach Leibnitz/Lipnica taucht aus den Gewässern der Zukunft auf. Für
einen Moment sah ich, wohl schon wieder eingenickt, mein Notizbuch mit
karierten statt mit glatten Blättern. Das schreckte mich sofort auf und macht
mich hellwach. Später dann rede ich mit einer Professorin vom
Diplomatengymnasium. Ob ich sie nackt sehen wollte, kann ich mich nicht mehr
erinnern. Ich bereite mich zum Weiterschlafen.
8:09 a.m. Ganz entspannt im hier und jetzt wackle ich mit
dem Kopf um meinen etwas verkrampften Nacken zu lockern (hihihi!). Das Blau ist
längst schon grau. Und ich genieße meinen weiteren Aufenthalt im Bett.
8:50 a.m. Meine Hände sind schon verkrampft vom Halten des
Notizbuches auch im Schlaf. Ich halte das Buch jetzt so, dass es mir mit einer
Buchdeckelecke in den linken Handteller sticht, um mich wach zu halten. Aber
das funktioniert nicht.
9:30 a.m. Jetzt wird’s einfach Zeit! Auch wenn das Dösen im
Sitzen noch so schön ist.
10:01 a.m. Unsere Tickets nach Leibnitz/Lipnica haben wir
blöderweise am Wiener Hauptbahnhof in eine Schachtel mit der Aufschrift „Zur
freien Entnahme“ geworfen. Sehr blöd! Wir haben keine Fahrkarten mehr und wer
sie nimmt, wird sie nicht benützen können, da sie auf unsere Namen gebucht
sind.
(8.7.2022)
©Peter Alois Rumpf Juli 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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