2781 Hilferuf
Es ist ja so, dass ich mit den Trümmern meines Lebens zu
Rande kommen muß und wo es sich wohl nicht mehr ausgeht, aus den einzelnen
Scheitern wieder ein fahrtüchtiges Lebensschiff zusammenzubasteln. Erschwerend
kommt hinzu (Zit. Döb.), dass ich mein gesamtes Leben kaum aus dem
Überlebensmodus rausgekommen bin und vom Etablieren einer Existenz und erst
recht vom Verwirklichen meiner Lebensträume immer gar weit weg war. Sodass ich
schon sehr am Limit bin. Da ist meine finanzielle Beschränktheit kein Plus,
denn mit einem gewissen Wohlstand ließe sich alles leichter ertragen – stelle
ich mir vor (Theater, Bücher, CDs, Reisen, Konzerte (RHCP in Preßburg), Kino,
Cafés, Essen gehen, Feste ausrichten, Selbstverwöhnung …). Dass der Gasherd in
unserer Küche kein Gas mehr rausläßt und der Geschirrspüler streikt,
überfordert mich ziemlich. Mein Konto ist jetzt zu Monatsbeginn schon deutlich
im Minus und die beschissene Gesundheitskasse hat mir meine
Therapiekostenrückvergütung vom Mai – eh nicht einmal die Hälfte der Kosten -
immer noch nicht überwiesen. Also weiß ich nicht, ob ich mir den Installateur
leisten kann. Das setzt mir sehr zu. Und mit diesen Sorgen im Kopf wandere ich
heute über die Donaukanalbrücke zur Therapie und wie immer bleibe ich in der
Mitte der Brücke stehen, wende mich der Donau zu, falte die Hände, verneige
mich vor der gesamten Donau - der Donaukanal ist kein Kanal, sondern ein
legitimer Seitenarm der Donau – grüße sie, spreche sie an und auch das darin
enthaltene Ennswasser aus meiner Heimat, sowie den Grimmingbach, die Irdning,
den Donnersbach, den Lärchkarbach, das Fleischhacker-Fink-Bacherl, und um Tirol
nicht links liegen zu lassen auch den darin enthaltenen Inn (immerhin hatte ich
dort mal eine Ausstellung) und auch das Isarwasser, weil ich mit München noch
einige Rechnungen offen habe. Und weil es mir heute nicht so gut geht und ich
etwas verzagt und weinerlich unterwegs bin, grüße und danke ich nicht nur, sondern
bitte ausnahmsweise die Flußgeister, Wassermänner, Donauweibchen um Hilfe. Mehr
Geld würde schon genügen. Dann grüße ich und spreche die Sonne an und mit ihr
alle leuchtenden Sterne, Planeten, Monde, Kometen, Asteroiden, Meteore und was
sich da oben noch so herumtreibt, mit der Bitte, mir zu helfen. Auch den Wind,
das himmlische Kind, das wie der Geist weht, wo es will, und der die Pappel am
Ufer kräuselt und über meine Haut streicht, grüße ich und spreche ihn an und
füge meine Bitte um Hilfe hinzu. Und ebenso bedanke ich mich bei der lebendigen
Erde, auf der ich trotz allem leben darf und hänge auch da meinen Hilferuf an.
Nun, die zuständigen Geister, Götter, Göttinnen, Nornen,
Parzen und Schicksalsverwaltungsbeamten: die müssen ganz schön schlitzohrig
sein und mehr Humor haben, als die Beamten der irdischen Institutionen: denn
nachdem ich mein Gebet beendet und mich zum Abschied wieder mit gefalteten
Händen verneigt habe und dann von der Brücke gehe, siehe, da steht an der
Kreuzung ein Firmenkombi mit dem Firmenamen RUMPF. Maler und Anstreicher, wenn
ich richtig gelesen habe. Also gehört wurde ich, aber zeigen sie mir so die
lange Nase?
(4.7.2022)
©Peter Alois Rumpf
Juli 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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