Montag, 4. Juli 2022

2781 Hilferuf

 

Es ist ja so, dass ich mit den Trümmern meines Lebens zu Rande kommen muß und wo es sich wohl nicht mehr ausgeht, aus den einzelnen Scheitern wieder ein fahrtüchtiges Lebensschiff zusammenzubasteln. Erschwerend kommt hinzu (Zit. Döb.), dass ich mein gesamtes Leben kaum aus dem Überlebensmodus rausgekommen bin und vom Etablieren einer Existenz und erst recht vom Verwirklichen meiner Lebensträume immer gar weit weg war. Sodass ich schon sehr am Limit bin. Da ist meine finanzielle Beschränktheit kein Plus, denn mit einem gewissen Wohlstand ließe sich alles leichter ertragen – stelle ich mir vor (Theater, Bücher, CDs, Reisen, Konzerte (RHCP in Preßburg), Kino, Cafés, Essen gehen, Feste ausrichten, Selbstverwöhnung …). Dass der Gasherd in unserer Küche kein Gas mehr rausläßt und der Geschirrspüler streikt, überfordert mich ziemlich. Mein Konto ist jetzt zu Monatsbeginn schon deutlich im Minus und die beschissene Gesundheitskasse hat mir meine Therapiekostenrückvergütung vom Mai – eh nicht einmal die Hälfte der Kosten - immer noch nicht überwiesen. Also weiß ich nicht, ob ich mir den Installateur leisten kann. Das setzt mir sehr zu. Und mit diesen Sorgen im Kopf wandere ich heute über die Donaukanalbrücke zur Therapie und wie immer bleibe ich in der Mitte der Brücke stehen, wende mich der Donau zu, falte die Hände, verneige mich vor der gesamten Donau - der Donaukanal ist kein Kanal, sondern ein legitimer Seitenarm der Donau – grüße sie, spreche sie an und auch das darin enthaltene Ennswasser aus meiner Heimat, sowie den Grimmingbach, die Irdning, den Donnersbach, den Lärchkarbach, das Fleischhacker-Fink-Bacherl, und um Tirol nicht links liegen zu lassen auch den darin enthaltenen Inn (immerhin hatte ich dort mal eine Ausstellung) und auch das Isarwasser, weil ich mit München noch einige Rechnungen offen habe. Und weil es mir heute nicht so gut geht und ich etwas verzagt und weinerlich unterwegs bin, grüße und danke ich nicht nur, sondern bitte ausnahmsweise die Flußgeister, Wassermänner, Donauweibchen um Hilfe. Mehr Geld würde schon genügen. Dann grüße ich und spreche die Sonne an und mit ihr alle leuchtenden Sterne, Planeten, Monde, Kometen, Asteroiden, Meteore und was sich da oben noch so herumtreibt, mit der Bitte, mir zu helfen. Auch den Wind, das himmlische Kind, das wie der Geist weht, wo es will, und der die Pappel am Ufer kräuselt und über meine Haut streicht, grüße ich und spreche ihn an und füge meine Bitte um Hilfe hinzu. Und ebenso bedanke ich mich bei der lebendigen Erde, auf der ich trotz allem leben darf und hänge auch da meinen Hilferuf an.

Nun, die zuständigen Geister, Götter, Göttinnen, Nornen, Parzen und Schicksalsverwaltungsbeamten: die müssen ganz schön schlitzohrig sein und mehr Humor haben, als die Beamten der irdischen Institutionen: denn nachdem ich mein Gebet beendet und mich zum Abschied wieder mit gefalteten Händen verneigt habe und dann von der Brücke gehe, siehe, da steht an der Kreuzung ein Firmenkombi mit dem Firmenamen RUMPF. Maler und Anstreicher, wenn ich richtig gelesen habe. Also gehört wurde ich, aber zeigen sie mir so die lange Nase?

 

(4.7.2022)

©Peter Alois Rumpf  Juli 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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