Sonntag, 3. Juli 2022

2779 Oh mein Gott!

 

Oh mein Gott! Ich bin in einem Traum, schon eher Vision, zur Christusmystik zurückgekehrt! Überglücklich. Ja, sogar zu einer Kreuzesmystik, aber ganz abstrakt, die nichts mit der Leidensmanie der Jesusmystik zu tun hatte. Das Kreuz als Verbindung der vertikalen und der horizontalen Dimension des Daseins, ganz abstrakt, in einem gleichschenkeligen Kreuz dargestellt, als Verbindung zwischen Herkunft und Zukunft auf der einen, und der Gegenwart und der aktuellen Mitwelt auf der anderen Seite; diachron und synchron, zwischen Himmel und Erde, Ewigkeit und Zeitlichkeit … Wie gesagt: ganz abstrakt (by the way: das ist auch eine Wiederversöhnung mit der modernen Kunst in der Kirche: dieser Weg des Aggionamento ist doch der bessere als die fundamentalistische (in Wirklichkeit fundamentlose) Einigelung und rechtgläubige pseudologische Bildersicherheit!). Und mein Herz, das hat gebrannt und geglüht! Ich hatte es gesehen, denn ich durfte meiner Vision auch von außen zuschauen, wie ich in innigen Versuchen das Glühen in meinem Herzen mit dem als im durchsichtigen, fast gläsernen Altarblöcken in damals (!) modernen Grazer Kirchen inlapiszierte Christusglühen in Kontakt bringen wollte. Mein Glühen mit dem der ganzen Menschheit, wenn nicht der ganzen Welt. Ich betone: Christus, nicht Jesus! Christusmystik, nicht Jesusmystik; mehr bei Teilhard de Chardin als bei Franziskus. Trotz Johannes vom Kreuz! Also versuchte ich in der Vision, mein glühendes Herz an den sehr fest und klein, aber transparent und quadratisch wahrgenommenen Altarblock mit der eingeschweißten Christusenergie dranzuhalten, auf dass sie sich verbänden. In absoluter, lauterer, keuscher Hingabe. Irgendwo ist währenddessen noch der Gedanke herumgeschwebt, wie ich das mit Frau und Kindern hinbekommen kann, aber meinem Herzen war das völlig egal (in beide Richtungen!). So eine schöne Vision! (und vorab an alle Vulgärfreudianer: sowohl beieinanderliegen wie andocken muss keine sexuelle Bedeutung haben: Die überbetonte Sexualität ist nur ein Ersatz für und ein Ventil für den Frust über den verlorenen Himmel und das verlorene Paradies!). Und so eine wichtige Vision! Bevor ihr lacht, ihr vom Anbeginn der Welt an, ihr in meiner Kindheit, ihr heute und zu allen Zeiten: diese Vision versöhnt mich mit meinem ganzen (gescheiterten?) Leben und möglicherweise euch alle mit euren (gescheiterten?)! Ich kann mich sehen, wie ich die genau passende Andockstelle für die Energieübertragung gesucht habe und es in verschiedenen nahebeieinander liegenden Kirchen im beinahe schon himmlischen Graz gesucht habe; der Altarstein eher als abstrakte Kreuzesform oder als veronikäisches Christusantlitz, wo zweiteres eher in der Grazer Dominikanerkiche lokalisiert vermuteter, in beiden Varianten jedoch als ein glühender, fast gläserner Altarstein geträumt.

Ja ich weiß, nicht nur aus katholischer und orthodoxer, sondern auch aus toltekischer Sicht gilt diese Vision möglicherweise nicht, da mit möglicherweise unlauteren Mitteln herbeigeführt. Und ich habe meinen Don Juan Matus nicht vergessen und was er über die Anbetung der menschlichen Form sagt, nicht seinen Spott über das Verbrechen der Zufallsseher und nicht die Warnung, dass man sich vor denen hüten solle, die bei ihren Einsichten weinen, weil die nichts begriffen haben. Trotzdem: diese Vision hat mir klar gemacht, an meiner kindlichen bis jugendlichen Christusreligiösität war von der Grundintention her nichts, aber schon gar nichts falsch! Ich muß mich dafür nicht schämen! Überhaupt nicht! Ich betone das nochmals allen inneren und äußeren Spöttern der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft gegenüber und auch vor der versammelten Aufklärung in ihren seriösen und ihren arroganten, wissenschaftlichen und unwissenschaftlichen, nüchterenen und rationalitätstrunkenen Ausformungen.

Und als ich des Morgens offen auf, nicht im Bett liegend aufgewacht bin, ohne Decke in der kühlen Morgenluft beinah fröstelnd, habe ich mich nicht zugedeckt: soviel Verzicht, Askese und Leidensmanie darf ich mir zur Feier des Tages gönnen. Noch dazu, wo mir (!) Armen gestern der Geschirrspüler eingegangen ist.

Und wer sich immer noch Sorgen macht: das Ganze hat in Wutanfällen über den hinigen Geschirrspüler und dass ich nicht dahinterkomme, wo das Problem liegt, in einer angenehmen, kühlen, schauerliche Reinigung, in bravem händischen Geschirrabwaschen der gesamten Hinterlassenschaft von drei Tagen inklusive den überlassenen Restbeständen der vorherigen Weiberwirtschaft, und bei den Nackerten im Gänsehäufel geendet.

 

(3.7.2022)

©Peter Alois Rumpf  Juli 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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