2779 Oh mein Gott!
Oh mein Gott! Ich bin in einem Traum, schon eher Vision, zur
Christusmystik zurückgekehrt! Überglücklich. Ja, sogar zu einer Kreuzesmystik,
aber ganz abstrakt, die nichts mit der Leidensmanie der Jesusmystik zu tun
hatte. Das Kreuz als Verbindung der vertikalen und der horizontalen Dimension
des Daseins, ganz abstrakt, in einem gleichschenkeligen Kreuz dargestellt, als
Verbindung zwischen Herkunft und Zukunft auf der einen, und der Gegenwart und
der aktuellen Mitwelt auf der anderen Seite; diachron und synchron, zwischen
Himmel und Erde, Ewigkeit und Zeitlichkeit … Wie gesagt: ganz abstrakt (by the
way: das ist auch eine Wiederversöhnung mit der modernen Kunst in der Kirche:
dieser Weg des Aggionamento ist doch der bessere als die fundamentalistische
(in Wirklichkeit fundamentlose) Einigelung und rechtgläubige pseudologische
Bildersicherheit!). Und mein Herz, das hat gebrannt und geglüht! Ich hatte es
gesehen, denn ich durfte meiner Vision auch von außen zuschauen, wie ich in
innigen Versuchen das Glühen in meinem Herzen mit dem als im durchsichtigen,
fast gläsernen Altarblöcken in damals (!) modernen Grazer Kirchen inlapiszierte
Christusglühen in Kontakt bringen wollte. Mein Glühen mit dem der ganzen
Menschheit, wenn nicht der ganzen Welt. Ich betone: Christus, nicht Jesus!
Christusmystik, nicht Jesusmystik; mehr bei Teilhard de Chardin als bei
Franziskus. Trotz Johannes vom Kreuz! Also versuchte ich in der Vision, mein
glühendes Herz an den sehr fest und klein, aber transparent und quadratisch
wahrgenommenen Altarblock mit der eingeschweißten Christusenergie dranzuhalten,
auf dass sie sich verbänden. In absoluter, lauterer, keuscher Hingabe. Irgendwo
ist währenddessen noch der Gedanke herumgeschwebt, wie ich das mit Frau und
Kindern hinbekommen kann, aber meinem Herzen war das völlig egal (in beide
Richtungen!). So eine schöne Vision! (und vorab an alle Vulgärfreudianer: sowohl
beieinanderliegen wie andocken muss keine sexuelle Bedeutung haben: Die
überbetonte Sexualität ist nur ein Ersatz für und ein Ventil für den Frust über den verlorenen Himmel und das verlorene Paradies!). Und so eine wichtige
Vision! Bevor ihr lacht, ihr vom Anbeginn der Welt an, ihr in meiner Kindheit,
ihr heute und zu allen Zeiten: diese Vision versöhnt mich mit meinem ganzen
(gescheiterten?) Leben und möglicherweise euch alle mit euren (gescheiterten?)! Ich kann mich
sehen, wie ich die genau passende Andockstelle für die Energieübertragung
gesucht habe und es in verschiedenen nahebeieinander liegenden Kirchen im
beinahe schon himmlischen Graz gesucht habe; der Altarstein eher als abstrakte
Kreuzesform oder als veronikäisches Christusantlitz, wo zweiteres eher in der
Grazer Dominikanerkiche lokalisiert vermuteter, in beiden Varianten jedoch als
ein glühender, fast gläserner Altarstein geträumt.
Ja ich weiß, nicht nur aus katholischer und orthodoxer,
sondern auch aus toltekischer Sicht gilt diese Vision möglicherweise nicht, da
mit möglicherweise unlauteren Mitteln herbeigeführt. Und ich habe meinen Don
Juan Matus nicht vergessen und was er über die Anbetung der menschlichen Form sagt, nicht seinen Spott über das Verbrechen der
Zufallsseher und nicht die Warnung, dass man sich vor denen hüten solle, die bei
ihren Einsichten weinen, weil die nichts begriffen haben. Trotzdem: diese Vision
hat mir klar gemacht, an meiner kindlichen bis jugendlichen
Christusreligiösität war von der Grundintention her nichts, aber schon gar
nichts falsch! Ich muß mich dafür nicht schämen! Überhaupt nicht! Ich betone
das nochmals allen inneren und äußeren Spöttern der Vergangenheit, der
Gegenwart und der Zukunft gegenüber und auch vor der versammelten Aufklärung in
ihren seriösen und ihren arroganten, wissenschaftlichen und
unwissenschaftlichen, nüchterenen und rationalitätstrunkenen Ausformungen.
Und als ich des Morgens offen auf, nicht im Bett liegend
aufgewacht bin, ohne Decke in der kühlen Morgenluft beinah fröstelnd, habe ich
mich nicht zugedeckt: soviel Verzicht, Askese und Leidensmanie darf ich
mir zur Feier des Tages gönnen. Noch dazu, wo mir (!) Armen gestern der
Geschirrspüler eingegangen ist.
Und wer sich immer noch Sorgen macht: das Ganze hat in
Wutanfällen über den hinigen Geschirrspüler und dass ich nicht dahinterkomme,
wo das Problem liegt, in einer angenehmen, kühlen, schauerliche Reinigung, in bravem
händischen Geschirrabwaschen der gesamten Hinterlassenschaft von drei Tagen
inklusive den überlassenen Restbeständen der vorherigen Weiberwirtschaft, und
bei den Nackerten im Gänsehäufel geendet.
(3.7.2022)
©Peter Alois Rumpf
Juli 2022 peteraloisrumpf@gmail.com
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