Mittwoch, 29. Juni 2022

2771 Der Rufer in der Wüste

 

2:25 a.m. Mit dem Pilotstift zwischen den Zähnen krabble ich in mein Bett in der Absicht, noch ein wenig zu schreiben und dann zu schlafen. Ich schnaufe wegen blöder, peinlicher Erinnerungen, die scheinbar aus dem Nichts auftauchen. Dann gelingt es mir sogar, die Assoziationskette zu rekonstruieren (Kunstkarten mit nackten Frauen – Modigliani – Prostituierte – eigene peinliche Erlebnisse). Hut ab! Ansonsten vergesse ich alles in zwei Sekunden. Eine Gelse im Zimmer. Ein Stich im Ohreläppli; links, wo mein Flinserl sitzt. Ich atme kurz erleichtert: ich habe mich selbst in ein gewisses sprach- und geistliches Amusement manövriert: meine Seele lächelt. Ich bin ein guter Lapp und eh so dankbar und einfach zu händeln. Meine Hühnergeschichte von Eggersdorf fällt mir ein (1981 – schon in der Schublade? Weiß nicht mehr; jedenfalls auf Facebook erzählt). Ich atme tief und noch erleichterter. Fein! Keine Gute-Nacht-Depression! „Die linke Hand entkrampfen!“ rufe ich mir innerlich zu, nachdem mir ihre angespannte Haltung endlich aufgefallen ist. Der Rufer in der Wüster ruft: „Entspannt euch! Die Zeit ist nah!“ Ach, wie ich es liebe, das alles zu verdrehen! Mein Surren! Bei allen Aussagen über mein Surren ist die Unähnlichkeit größer als die Ähnlichkeit. Nicht einmal ob ein- oder mehrstimmig läßt sich eineindeutig klären. Vermutlich wegen der Hitze und meiner Müdigkeit verändern sich die betrachteten Bilder und Karten wie Gifs. Ja gut. Ich glaub, ich bin so weit. Ich kann mich niederlegen.

 

(29.6.2022)

©Peter Alois Rumpf  Juni 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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