2762 Ich habe keine andere Wahl
2:20 a.m. Das Fenster in den Lichtschacht habe ich vom
Lüften offen gelassen. Ein anderes Fenster gibt es nicht in meinem Zimmer und
ich will heute bei offenem Fenster schlafen. Hoffentlich störe ich mit meinem
Schnarchen niemandem beim Scheißen, Duschen oder Kochen. Ja, es atmet sich gut
mit der frischeren Nachtluft. Getrübt ist meine Stimmung durch einen
Universal-Generalgrant; wenn ich ihn genauer anfühle, ist es wohl Zorn über
meine prekäre finanzielle Situation; genau das, was ich nicht ändern kann. Zorn
darüber, endgültig am Abstellgeleis gestrandet zu sein; Zorn über meine
Machtlosigkeit. Hoffentlich schaffe ich es bis an mein Lebensende, nicht durchzudrehen.
Ich muß das Ergebnis meiner Lebensentscheidungen akzeptieren. Ich muß!
Sonst wird mein Restleben zur Hölle. Der Kampf um mein inneres Gleichgewicht
wird immer härter werden. Mein Bewußtsein ist zu wach, als dass ich es so
einfach mit Resignation und fünfundzwanzig Krimis pro Tag hinbringen könnte.
Aber meine Energie, mein Mut, mein Selbstvertrauen und meine
Rücksichtslosigkeit sind zu schwach, um das Steuer noch herumreißen zu können.
Ich möchte nicht verbittert sterben, aber auch nicht bis oben angefüllt mit
Lebenslügen. Ich muß einen Weg finden, mein Scheitern mit Würde zu ertragen –
und damit meine ich nichts Großartiges oder Erhabenes, sondern lediglich, dass
ich mich nicht verachten und hassen muß und mich vor niemandem schämen. Ich muß
einen Weg finden! Ich muß! Ich habe keine andere Wahl.
(23.6.2022)
©Peter Alois Rumpf Juni 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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