2758 Das Letzte
Ich sitze in der Ai Weiei und werde, wenn ich so
weitermache, noch Spezialist für Weiberärsche, sodass ich gar das Schicksal der
jeweiligen Trägerin aus der Form ihres Hinterns ablesen werde können, wie
andere aus den Linien der Handflächen, aus dem Vogelflug oder dem Kaffeesud.
Oder auch nicht. Als Strafe für meine sexistische Gafferei starre ich jetzt auf
die Ansammlung verbogener Armierungseisen, deren Aussage ich schon ernst nehmen
will. Meine Augen sind sozusagen in Verbannung. Probeweise blicke ich auch
einem Mann auf den Hintern – aber kein Vergleich! - viel, viel fader; viel,
viel weniger aussagekräftig.
Goldene Tierköpfe und die gleichen aus Legosteinen (flach!).
Ich muß hier nicht sitzen bleiben.
Nun hocke ich im klimatisierten Klimt-Saal, nachdem ich hier
fast alles, was weiblich und nackt gezeichnet ist, photographiert habe. Ich mag
den Klimt gar nicht, aber Zeichnungen sind Zeichnungen; das geht leichter.
(Erotik als Altersersatz für den unerreichbaren Himmel, Essen als Altersersatz
für den nachlassenden Sex?) Der Saal ist groß, sehr groß, die Wände lila,
darauf die bräunlich vergilbten Papiere der Zeichnungen als Rechtecke mit
Gekritzel – mehr kann ich aus dieser Distanz nicht erkennen – und das Wissen,
dass da vor mir im Abstand von sechs Metern, nein, neun, zehn, elf Metern die
Erotica hängen, löst nichts aus. Ich muß aufbrechen um die Katzenmedizin kaufen
zu fahren.
Aber wird das meine Zukunft sein? Schwächliche, senile,
sabbernde Altersgeilheit? Und ich habe meinen Vater verachtet, weil ihm in den
letzten Tagen seiner Menschheit nichts anderes eingefallen ist, als seine
Pflegerin zu überreden zu versuchen, ihm ihren Busen zu zeigen. Ich muß die Angel
nach anderem auswerfen, nach ganz anderen! So zu enden wäre das Letzte!
(21.6.2022)
©Peter Alois Rumpf
Juni 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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