2748 Jetzt kommt das Frühstück
Die Bellecanterin trillert wie eine künstliche Vögelin, die
langsam hysterisch wird; irgend so eine Feiertags-Morgen-Sendung auf Ö1. Und
nun roman-teasierendes Klavier, gefolgt von Sehnsuchtsgebläse. Ich gebe zu: ich
höre nur Stückwerk aus der Küche neben dem rinnenden Wasser und dem
scheppernden Geschirr. Das Fagott jetzt wirkt trotz schmelzenden Tons am
realistischten, selbst die Küchengeräusche klingen abwesender. Nun bin ich mir
wegen des Fa-Gotts nicht mehr sicher, ob ich ihm glauben kann. Bevor ich es
entscheiden konnte, erklingt die beruhigend souverän gemeinte männliche
Bildungsstimme des Ansagers, gut, meinetwegen: des Moderators. Ich bin kein
Kulturmensch! Dafür schwitze und furze ich zu viel und es fehlt mir etwas
Entscheidendes und das ist nicht bloß professionelles, fachliches Knowhow und
Bildung. Mir ist es aber recht so. Ich bin damit auf dem interessanteren Pfad:
ich muß nicht ständig zuordnen und einteilen oder anbeten. Ich bin zu wenig distanziert –
Gottseidank - kann staunen und mich freuen und vieles mißverstehen. Kindlich?
Kindisch?
Ich drohe wieder einzuschlafen und das Geschäume der
Kaffeemaschine wäre der Heude-mou-paidi-Gesang (bumm bumm). Nun ist es stiller
und die Augen wollen mir zufallen. Irgendetwas rotiert wie ein kastrierter
Hubschrauber: also der Rotationslärm ist herabgedimmt und nicht so vulgär. Die
Kaffeemaschine mahlt jetzt und das kommt fast ein wenig brutal rüber – es werden
ja tatsächlich die Embryonen der Kaffeepflanzen zerhackt und zerkleinert (danke
Anke Engelke). Nun pfeift die Kaffeemaschine, die Katze schnarcht und das
Wasser gurgelt. Mein Leben scheint zurzeit violett gefärbt zu sein, wie mir ein
Blick nach innen verrät. Das Violoncello bemüht sich um Ernsthaftigkeit – ob es
gelingt? Das zu beurteilen bin ich akustisch zu weit weg. Und jetzt kommt noch das
Frühstück.
(16.6.2022)
©Peter Alois Rumpf Juni 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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