2746 Sich in die Dunkelheit legen
1:44 a.m. Nachdem ich die Bettdecke über meine Beine geschlagen habe, schweben
noch lange die Staubpartikel im Lichtkegel der Leselampe. Rechts höre ich ein
leises Pochen vor meinem Ohr, das vermutlich aus meinem Inneren kommt. Jetzt
befindet es sich mehr in Richting Hinterkopf und Nacken. Ich bin nicht unzufrieden,
aber mein Herz ist schwer. Ich kann ja nichts anders erwarten und rege mich
nicht auf. Lange lehne ich nur so da, werde älter und blicke unfokussiert und
ohne Intention in den Raum. Mein Kopf fällt nach links, was er gerne macht.
Aber deswegen bin ich noch lange kein schräger Vogel, der oder mit dem man
angeben könnte. Das allnächtliche Ziehen zwischen den angetränten Augen. Ich
verweile einfach so. Ich lache innerlich; weiß aber nicht weswegen. Wegen der
unglaublichen Absurdität meines Lebens? Freilich – ich weiß! - gilt so eine
Auffassung nicht; vorm Tod hat sie keine Chance. Für den Bruchteil einer
Sekunde glaubte ich, das Bild da am Fußende ist von mir, dabei ist es eine
Karte aus der Albertina, wo das Original gehangen ist. Die Trauer ist so groß;
damit bin ich angefüllt bis oben. Es gibt aber einen Bereich in mir – das
glaube ich – der davon völlig ungehelligt ist – der interessiert mich. Meine
Seufzer sind wieder geshattert wie das stoßweise Schluchzen der Kinder. Mein
Surren ist laut und schrill wie das Zirpen der Grillen in einer Sommerwiese.
Ich lege mich jetzt in die Dunkelheit.
(15.6.2022)
©Peter
Alois Rumpf Juni 2022 peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite