2754 Im Gänsehäufel
Der Wind rauscht durch die alten und jüngeren Pappeln und
was sonst noch herumsteht, dass es eine Freude ist. Das Wasser wellt er bis zu
Schaumkronen auf. Ich bohre mit dem Klicker des Kugelschreibers in meinen Ohren
und betrachte die Nackten um mich gedämpft durch die Sonnenbrille. Das heißt,
ich sehe nicht viel. Nackte gibt es in weiß, in rot und in braun. Ich gehöre zu
den weißen und hoffe, am Abend ein wenig rot zu sein, denn ohne wenigstens
einen Sonnenbrand fehlt mir das Sommergefühl. Ich genieße das hier. Und heute
besonders den starken Wind. Und das bloße und nackte Schwimmen. Alles, was
flattern kann, flattert wie wild: Sonnensegel, Handtücher, aufgehängtes
Badegewand. Die welken Blätter, die es auch noch gibt, fliegen alle in
Mannschaftsstärke in Bodennähe in die selbe Richtung und verheddern sich immer
wieder in Halmen, Gräsern, Handtüchern und Decken, bis sie der Wind wieder
losreißt – oder auch nicht. Der Wind – mal wird er stärker, mal schwächer –
hört nie auf. Seit Stunden streicht er über meinen nackten Körper und über die
nackten Häute der anderen Badegäste.
(19.6.2022)
©Peter Alois Rumpf Juni 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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