Sonntag, 19. Juni 2022

2754 Im Gänsehäufel

 

Der Wind rauscht durch die alten und jüngeren Pappeln und was sonst noch herumsteht, dass es eine Freude ist. Das Wasser wellt er bis zu Schaumkronen auf. Ich bohre mit dem Klicker des Kugelschreibers in meinen Ohren und betrachte die Nackten um mich gedämpft durch die Sonnenbrille. Das heißt, ich sehe nicht viel. Nackte gibt es in weiß, in rot und in braun. Ich gehöre zu den weißen und hoffe, am Abend ein wenig rot zu sein, denn ohne wenigstens einen Sonnenbrand fehlt mir das Sommergefühl. Ich genieße das hier. Und heute besonders den starken Wind. Und das bloße und nackte Schwimmen. Alles, was flattern kann, flattert wie wild: Sonnensegel, Handtücher, aufgehängtes Badegewand. Die welken Blätter, die es auch noch gibt, fliegen alle in Mannschaftsstärke in Bodennähe in die selbe Richtung und verheddern sich immer wieder in Halmen, Gräsern, Handtüchern und Decken, bis sie der Wind wieder losreißt – oder auch nicht. Der Wind – mal wird er stärker, mal schwächer – hört nie auf. Seit Stunden streicht er über meinen nackten Körper und über die nackten Häute der anderen Badegäste.

 

(19.6.2022)

©Peter Alois Rumpf  Juni 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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