2767 Mir ist schwindlig
10:10 a.m. Mir ist schwindlig. Meine Leibesmitte zittert.
Die linke Hand verkrampft. Übelkeit bis zum Hals herauf (nicht vom Magen, hätte
ich gesagt). Mein Blick schludert kaum anwesend durch das Zimmer. Das in der
Leibesmitte könnte Angst sein. Die frankophone Schweizerin schaut mich voller
Mitgefühl an. Ich weiß jedoch: aus der Nähe würde ich ihre Angst und ihr
Unbehagen in ihren Augen sehen. Auch sie kämpft gerade um ihr inneres
Gleichgewicht. Mein Kinn fängt an zu zittern. Jetzt klappern gar die Zähne. Wie
eine leere Angst, eine Angst ohne Bilder und ohne Assoziationen: ich weiß
nicht, was das ist. Wellen laufen durch meinen Körper. Die Kundalinischlange? Unwillkürliche
Muskelkontraktionen. Die Übelkeit wird stärker. Jetzt kann ich mir sogar
Übergeben vorstellen. Ich entdecke so eine Art Grimmingtor in der Bücherwand,
aber nach oben offen. Eine Blödheit in Kopf fühle ich fast physisch im
Stirnbereich. Welcher Hirnlappen arbeitet dort? Oder arbeiten die Emanationen
am Ausbruch durch die Lücke? Nun ist es jedoch der Mund, der leichte
Vibrationen abkriegt. Oder ist er darüber eh froh? Die leere, geruchslose
Übelkeit steigt über den Hals in die Mundhöhle. Irgendwie ist auch mein Hintern
involviert (die Rache der begafften Weiberärsche?). Meine rechte Hand
beschließt ohne mein Zutun, die linke Hand zu streicheln. Oder habe ich mich
„drüben“ mit irgendwas angesteckt? Oder ist es ganz einfach die Hitze? Wenn mir
nicht so schwindlig und schlecht wäre, würde ich aufstehen. Meine Beinmuskel
spielen jetzt auch ganz unauffällig bei der Zitterei mit. Wieder zuckt die
Kundalinischlange.
Ich werde einfach versuchen aufzustehen und wenn das
gelungen ist, mich in die Badewanne mit dem kalten Wasser legen. Die ist seit
gestern schon bereit.
(27.6.2022)
©Peter Alois Rumpf
Juni 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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