Freitag, 24. September 2021

2439 Apokalypse now?

 

Am Platz vor dem Haus auf der Gassen. Zwischen drei jungen Bäumen, deren Namen ich immer noch nicht herausgefunden habe. Die kleine Feder habe ich vergessen. Die vielen Autos, die vorbeifahren, sind heute viel lebendiger. Irgendetwas stinkt hier. Ein kleines Mädchen fängt Seifenblasen. Das Königreich nebenan ist Corona-bedingt geschlossen. Immer wieder stelle ich fest: ich kenne die Bewohner unseres Hauses nicht.

Was kann ich eigentlich bezeugen? Wovon bin ich Zeuge? Echter Zeuge!? Es ist noch warm, aber schon ein wenig kühl. Abend im Frühherbst halt. Sanfter Wind spielt mit meinen freigewordenen Haaren – die mir aus den Zöpfen entkommen sind. Das letzte Sonnenlicht liegt auf den obersten Stockwerken und Dächern. Eine Frau wie Rosa Luxemburg kommt aus dem Haus. Das nackte steinerne Paar oben am Haus schaut in seiner Verdreckung sehr frivol aus. Heute stören mich die Autos nicht. Der Wind weht mir immer mehr Haare ins Gesicht. In den Häuserschluchten wird es merkbar dunkler. Slawische Frauen in bunten Stiefeln. Frisch wird es. Ausgenommen Radfahrer. Ich sollte oben in der Wohnung die Fenster schließen. Tauben kommen angeflogen: im Anflug finde ich sie schöner und ansprechender; aber es ist dem Universum wurscht, was ich finde. Zu recht.

Gehtelefonierer, Handymeditierer. Mir wird schon etwas kalt. Ich harre noch aus. Die Mistkübel scheppern. Frau Rosa Luxemburg fährt mit dem Lastenfahrrad weg. Der Himmel ist noch hell – womit ich nicht sagen will, dass Himmel und Hölle ganz einfach das Gleiche sind. Kinderstimmen und Transportmütter. Kaum schreib ich das her, fährt ein fröhlich pfeifender Vater mit Tochter am Rad vorbei. Ein Essenszusteller kommt mit Rad an – ich mach mir bei allen Zustellern aller Art Sorgen, dass sie die Hausnummern 12 und 12A verwechseln. Man braucht schon gute Wien-Kenntnisse, um das zu durchschauen. Genauso bei den Stockwerken. Dieser Zusteller da hat nicht verwechselt. Einparker mit Musikbegleitung. Eine Brise Wind. Der Essenszusteller radelt wieder ab von meiner Bühne. Dünne ätherische Wolkenfetzen ziehen nach Osten? Der Duft von Zigarettenrauch. Die Menschen sind so groß jetzt. Apokalypse now? Die Straßenbeleuchtung springt an, nachdem ich aufgestanden bin.

 

(23.9.2021)

 

 ©Peter Alois Rumpf   September 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

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