Samstag, 11. September 2021

2422 Unten

 

Herunten auf der Straße umkreist mich ein sanfter Wind und treibt auch die leichteren Dinge wie Blätter und Plastiksackerl elegisch und melancholisch um mich und die Bank, auf der ich sitze, herum. An den obersten Stockwerken der Häuser hängt noch richtiges Sonnenlicht und leuchtet der kommenden Nacht den Weg heran. Es ist Abend, die Stunden des Übergangs, das Tagewerk wird beiseite gelegt und das Sonnenlicht verglüht. Ich schaue mit von Autos verstelltem Blick die Gasse entlang, bis ein großes Haus sozusagen den Talschluß bildet. Eine Krähe fliegt hoch am Himmel und zeigt mir die eigenartigen Strukturen und Formen der sich auflösenden Wolken. Das ist eine ruhige Gasse, aber an dieser kleinen Kreuzung herrscht jetzt im Abendverkehr erstaunlich viel Unruhe.

Das Plastiksackerl war zuerst rechts von mir und hat sich im Bündnis mit der Brise hinter meinem Rücken vorbeigeschlichen und kommt links hervor, bleibt bei meinen Füßen stehen, als würde es sich vorstellen, geht dann nach vor und kommt wieder zu mir zu meinen Füßen, gleitet vorbei und schwebt unter die Bank durch und kommt jetzt rechts von hinten wieder zum Vorschein. Ich werde ganz müde, die feine bizarre Wolke macht auf Aquarell und zerrinnt in Superzeitlupe. Der Wind treibt ein paar kleine Taubenfedern über das Pflaster; ich werde so müde, dass ich bald hinaufgehen werde, hinauf in die Wohnung. Viel wiederholt sich, aber kein Tag gleicht dem andern.

 

(10.8.2021)

 

 ©Peter Alois Rumpf   September 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

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