2380 Gazevorhang
Das Leben ist draußen und macht sich mit Autolärm und
Kinderstimme durch die offene Türe bemerkbar, sodaß ich, der ich vor dem
schwarzen, blinden Fernseher sitze und weder fern noch in das Wesen der Dinge
und des Lebens sehe, in der vorübergehend zu meiner Einsiedlerhöhle
umgemodelten Ferienwohnung akustisch am Leben mitlausche, während ich meinen
Blick durch Gazevorhang, Glas und Fliegengitter auf die große Fichte drüben
richte. Denn hier vom Bett aus kann ich weder durch die offene Tür schauen,
noch durch das andere Fenster. Ich sehe bloß „life, smile, love“ an der Wand
und grüble ganz am Rand, ob diese Zusammenstellung hinreichend, ausreichend
oder notwendig ist. Jetzt ertönt plötzlich eigenartige Musik und unsichtbare
Dinge werden verrückt. Wie gesagt: ich sehe nicht hin, ich höre nur.
Die Große Fichte ist durch die Muster des Gazevorhangs
vershattert und löst sich durch den Faltenwurf und seine hellen und dunklen
Streifen beinah in ihre Bestandteile auf. Ein leicht hysterischer Chor singt
mit stoßender Akkordeonbegleitung „lalala“.
(14.8.2021)
©Peter Alois Rumpf August 2021
peteraloisrumpf@gmail.com
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