Montag, 16. August 2021

2380 Gazevorhang

 

Das Leben ist draußen und macht sich mit Autolärm und Kinderstimme durch die offene Türe bemerkbar, sodaß ich, der ich vor dem schwarzen, blinden Fernseher sitze und weder fern noch in das Wesen der Dinge und des Lebens sehe, in der vorübergehend zu meiner Einsiedlerhöhle umgemodelten Ferienwohnung akustisch am Leben mitlausche, während ich meinen Blick durch Gazevorhang, Glas und Fliegengitter auf die große Fichte drüben richte. Denn hier vom Bett aus kann ich weder durch die offene Tür schauen, noch durch das andere Fenster. Ich sehe bloß „life, smile, love“ an der Wand und grüble ganz am Rand, ob diese Zusammenstellung hinreichend, ausreichend oder notwendig ist. Jetzt ertönt plötzlich eigenartige Musik und unsichtbare Dinge werden verrückt. Wie gesagt: ich sehe nicht hin, ich höre nur.

Die Große Fichte ist durch die Muster des Gazevorhangs vershattert und löst sich durch den Faltenwurf und seine hellen und dunklen Streifen beinah in ihre Bestandteile auf. Ein leicht hysterischer Chor singt mit stoßender Akkordeonbegleitung „lalala“.

 

(14.8.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   August 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

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