2374 Luftgetrocknet
Ich bin im Freiluft-Ausstellungs-Raum des Städtischen Bades
Leibnitz und ich sehe ein massig bewegtes, lautes Stillleben. Unbewegt: gelbe,
rötliche, braune, grüne Flächen; bewegt: viele menschliche Figuren und ein paar
Buggies und Kinderwägen. Ich studiere auch die menschlichen Gestalten und
Anatomien – Muskel, Knochenbau, Proportionen, Hautfaltungen, Auswölbungen –
damit ich endlich lerne, Menschen zu zeichnen. Ein luftgetrockneter Husten und
meine Müdigkeit unterbrechen meine Betrachtungen, während eine
Zwei-Millimeter-Ameise mich am rechten Bein kitzelt. Da ich mich weder anlehnen
noch das Notizbuch irgendwo auflegen kann, ist meine Schreibhaltung sehr ungemütlich
und mein Kreuz rebelliert schmerzhaft. Ich muß immer wieder unterbrechen, um
die schmerzenden Glieder zu strecken. Eine Fliege attackiert meine jugendlich
aussehende Frau, die da ausgestreckt auf dem Bauch in der Sonne liegt. Gelegen
hat: die Fliege hat sie aufgescheucht und sie greift zum Smartphone. Ich schaue
mich wieder im lauten, unruhigen Stillleben um: es gibt hier Ärsche, die
zittern; Bäuche, die wabbeln; Füße, die stapfen; Männer, die wanken; Köpfe, die
schütteln und solche, die ziemlich festsitzen; Brüste, die ruhen, hängen,
stehen, und solche, die tanzen und hüpfen. Und Kinder, die kreischen und
jauchzen.
(12.8.2021)
©Peter Alois Rumpf August 2021
peteraloisrumpf@gmail.com
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