2347 Die kleine Zeichnung
Soeben habe ich mich aus all den Traumfetzen geschält, mein
inneres Zittern vibriert noch bis in den Körper hinein, als mein Blick auf die
kleine Zeichnung fällt, die mich als Lehrenden zeigt. Zum ersten Mal, dass mein
soeben aufgewachter Blick an diesem Bild hängen geblieben ist. Das war ein
Wunschbild, ein Votivbild, wenn man will. Ich glaube jedoch, das gilt nicht
mehr. Davon habe ich mich verabschiedet. Aber als Zeichnung gefällt sie mir. An
dem Wusch, ein Lehrender zu sein, war nichts falsch, darum muß ich es auch
nicht wegwerfen. Die dargestellte Szene scheint veraltet: Frontalunterricht;
ich lehre, die Schüler:innen hören zu. Die Zeichnung wirkt fast klösterlich,
mönchisch, zumindest sind wir im Elfenbeinturm.
Ich lasse meine Augen schweifen, um Blick und Aufmerksamkeit
zu weiten. Ich stelle fest: mein Zimmer ist ein herrlicher Ort. Kein Wunder,
dass ich es ungern verlasse. Plötzlich schießt mir die Erinnerung an eine
äußerst ungute Szene aus meiner Grazer Studentenzeit ein; durch Assoziationen
wie an einer Angelschnur herbeigezogen – ich hatte keine Ahnung, welche Beute
daran hängt, und ich erschrecke – noch immer nicht gänzlich aus der
Traumwahrnehmung befreit bin ich eher schutzlos; und ich sehe die
Stimmungsänderung vor meinem inneren Auge als dunklen Schatten, der in mein
Gesichtsfeld läuft und es besetzt.
(26.7.2021)
©Peter Alois Rumpf Juli 2021
peteraloisrumpf@gmail.com
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