Montag, 26. Juli 2021

2347 Die kleine Zeichnung

 

Soeben habe ich mich aus all den Traumfetzen geschält, mein inneres Zittern vibriert noch bis in den Körper hinein, als mein Blick auf die kleine Zeichnung fällt, die mich als Lehrenden zeigt. Zum ersten Mal, dass mein soeben aufgewachter Blick an diesem Bild hängen geblieben ist. Das war ein Wunschbild, ein Votivbild, wenn man will. Ich glaube jedoch, das gilt nicht mehr. Davon habe ich mich verabschiedet. Aber als Zeichnung gefällt sie mir. An dem Wusch, ein Lehrender zu sein, war nichts falsch, darum muß ich es auch nicht wegwerfen. Die dargestellte Szene scheint veraltet: Frontalunterricht; ich lehre, die Schüler:innen hören zu. Die Zeichnung wirkt fast klösterlich, mönchisch, zumindest sind wir im Elfenbeinturm.

Ich lasse meine Augen schweifen, um Blick und Aufmerksamkeit zu weiten. Ich stelle fest: mein Zimmer ist ein herrlicher Ort. Kein Wunder, dass ich es ungern verlasse. Plötzlich schießt mir die Erinnerung an eine äußerst ungute Szene aus meiner Grazer Studentenzeit ein; durch Assoziationen wie an einer Angelschnur herbeigezogen – ich hatte keine Ahnung, welche Beute daran hängt, und ich erschrecke – noch immer nicht gänzlich aus der Traumwahrnehmung befreit bin ich eher schutzlos; und ich sehe die Stimmungsänderung vor meinem inneren Auge als dunklen Schatten, der in mein Gesichtsfeld läuft und es besetzt.

 

(26.7.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Juli 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

 

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