Freitag, 28. Mai 2021

2274 Coach

 

Kaum richte ich mich auf und die Pölster her, setze mich im Bett und mir die Lesebrille auf, ziehe beide Knie zum Bauch heran um so einen „Schreibtisch“ aufzubauen, kaum nehme Stift und Notizbuch zur Hand, kommt schon Frau Katz und setzt sich mir auf die Brust und liebkost mit ihrem süßen Köpfchen meinen Pilot-Schreiber.

Der in ihr inkarnierte Literaturkritiker will mich am Schreiben hindern („G'schrieb'n wird eh so vü, dass's ana Sau graust“ W.D.), aber meine Katzenfreundin als solche war so rücksichtsvoll, mit ihren Liebesbezeugungen zu warten, bis ich wach geworden bin (keine Sorge: wenn es hart auf hart geht, weckt sie mich auch auf).

Manchmal versuche ich dann, wenn sie mir auf der Schreibhand liegt und ständig meinen Pilotschreiber stuppst, mit links zu schreiben, aber so ein rechter Schreibfluß will dann nicht entstehen. Frau Katz schaut ganz interessiert auf mein Gekritzel – vielleicht will sie auch schreiben lernen, oder es ist der Literaturkritiker, dessen Geist in ihr wohnt, der mein Geschreibe überwacht. Nun wendet sie ihren Kopf vom Notizbuch ab: ob sich der Kritiker mit Grausen oder ob die Katze, weil sie gesehen hat, dass aus meiner Tätigkeit keine Mäuse entstehen – who knows!

Nun schleckt sie meine brave Schreibhand. Der kleine weiche Katzenkörper wärmt meine Husten anfällige Brust und ich denke mir: das ist genau so schön wie schreiben! Zur Bestätigung strahlt der Lichthof im echten Sonnenlicht auf und erhellt mein Zimmer mit seinen weitergeleiteten Strahlen.

Die Katze sitzt jetzt unten vorm Bett und schaut und grummelt mich an, bis ich kapiere: sie will das Bett für sich und ich soll aufstehen! Ach! Meine Depressionscoachin! Na gut! Frühstück; nach Mittag.

 

(28.5.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Mai 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

 

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