2274 Coach
Kaum richte ich mich auf und die Pölster her, setze mich im
Bett und mir die Lesebrille auf, ziehe beide Knie zum Bauch heran um so einen
„Schreibtisch“ aufzubauen, kaum nehme Stift und Notizbuch zur Hand, kommt schon
Frau Katz und setzt sich mir auf die Brust und liebkost mit ihrem süßen
Köpfchen meinen Pilot-Schreiber.
Der in ihr inkarnierte Literaturkritiker will mich am
Schreiben hindern („G'schrieb'n wird eh so vü, dass's ana Sau graust“ W.D.), aber
meine Katzenfreundin als solche war so rücksichtsvoll, mit ihren
Liebesbezeugungen zu warten, bis ich wach geworden bin (keine Sorge: wenn es
hart auf hart geht, weckt sie mich auch auf).
Manchmal versuche ich dann, wenn sie mir auf der Schreibhand
liegt und ständig meinen Pilotschreiber stuppst, mit links zu schreiben, aber
so ein rechter Schreibfluß will dann nicht entstehen. Frau Katz schaut ganz
interessiert auf mein Gekritzel – vielleicht will sie auch schreiben lernen,
oder es ist der Literaturkritiker, dessen Geist in ihr wohnt, der mein
Geschreibe überwacht. Nun wendet sie ihren Kopf vom Notizbuch ab: ob sich der
Kritiker mit Grausen oder ob die Katze, weil sie gesehen hat, dass aus meiner
Tätigkeit keine Mäuse entstehen – who knows!
Nun schleckt sie meine brave Schreibhand. Der kleine weiche
Katzenkörper wärmt meine Husten anfällige Brust und ich denke mir: das ist
genau so schön wie schreiben! Zur Bestätigung strahlt der Lichthof im echten
Sonnenlicht auf und erhellt mein Zimmer mit seinen weitergeleiteten Strahlen.
Die Katze sitzt jetzt unten vorm Bett und schaut und
grummelt mich an, bis ich kapiere: sie will das Bett für sich und ich soll
aufstehen! Ach! Meine Depressionscoachin! Na gut! Frühstück; nach Mittag.
(28.5.2021)
©Peter Alois Rumpf
Mai 2021
peteraloisrumpf@gmail.com
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