2065 Ganz unten
Ich sitze im Brunnen. Dort halte ich mich versteckt.
Schnurren und Surren. Der Brunnen ist trocken, er hat kein Wasser mehr. Wie
gesagt, ich halte mich versteckt; ich kann jederzeit raus. (Oder bin ich im
Bauch des Walfisches?)
In Wirklichkeit hocke ich natürlich nur in meinem Bett. Der
kleine aber hohe Raum hat mir die Vorstellung geschenkt, unten in einem Schacht
zu sitzen. Keine unangenehme Vorstellung – so von der Welt weggeduckt. Und nach
oben offen. Ich hocke unten und schreib mein Leben auf.
Ich will nicht schlafen. Ich könnte stundenlang so dahocken.
Aber aus Pflichtgefühl werde ich es nicht tun. Das wär schon was: so lange da
sitzen, bis ich ein anderer Mensch bin. Der richtige. Der eigentliche. Tun kann
ich nichts mehr. Mein Leben ist gelaufen. Ich schaue nur mehr zu. Entweder aus
dem Fenster oder auf den Bildschirm. Und hier erhole ich mich und lasse alles
ausklingen.
Nein, ich mag nicht schlafen. Ich will sitzen und meine
Augen herumwandern lassen, den Blick auf nichts Bestimmtes. Was an Bildern
reingeht, geht rein; was nicht reingeht, bleibt draußen.
(9./10.11.2020)
©Peter Alois Rumpf
November 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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