1948 Oh, diese Stunde!
Ja, die Morgenfrühe, das ist unsere Katzenfütterungszeit.
Und jedesmal aus verwirrenden Träumen ins taumelnde Herumtapsen gerissen, bis
ich die verschlafenen Muskeln mit dem verträumten Gehirn besser steuern kann.
Oder genauer: bis ich mein steuerndes Ich aus den träumenden und schlafenden
Trümmern wieder einigermaßen zusammengebaut habe.
Das Licht am Fenster ist ein ängstliches Blau, traut sich
noch nicht so recht in mein finsteres Zimmer. Die Luft ist frisch, die offenen
Fenster in der gesamten Wohnung und der aufkommende Tag erschaffen etwas
sommerlich erwartungsvolles. Ein unheimlich langsames Stapfen undeutlicher
Stiegen herauf – hier im Haus kann es nicht sein, die automatische
Ganglichtanschaltung hat nicht reagiert. Jetzt ist es wieder still.
Das Blau am Fenster ist inzwischen substantieller und
eigenwilliger geworden und ballt sich drängend an die Glasscheiben der halb
angelehnten Fensterflügel heran. Die Rechtecke an den Bücherregalen kann ich
schon sehen.
Die erwartungsdichte Stille wird nur von Klospülungen
unterbrochen. Oh, diese Stunde! (ungefähr 5:30 MESZ). Ich kann schon Notizbuch,
Pilotstift, Brille und Taschenlampe ohne Licht an ihre Plätze verräumen. Nur
Schreiben noch nicht.
(18.8.2020)
©Peter Alois Rumpf August 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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