1938 Neigt, blendet, schleicht und bange
Der auf dem amphorigen als Lampe eingerichteten Glaskörper
aufgesetzte Lampenschirm neigt sich zum finsteren Ölschinken mit den helleren Enten
und lehnt sich an. Ein Stück Wald schaut zum Fenster herein, der licht-graue
Himmel darüber blendet mich ein wenig in diesem ehrfürchtig-finsteren
holzvertäfelten Zimmer. Am Hinterkopf beginnt es zu kribbeln. Meine Schuhe sind
nass vom Spaziergang durchs grüne Gras. Der in den offenen Fensterflügeln
gespiegelte Nadelbaum winkt mit seinen Ästen. Dennoch ist die Optik hier
ziemlich starr und unbewegt. Die Akustik zwischen einer harmlos streitenden
Familie hinter der Tür gegenüber und den Küchengesprächen zwei Räume
hinter mir ist eindeutig heftiger und
bewegter. Eine Dame mit Nordic-Walking-Stecken marschiert durch den Raum und
bemerkt mich stillen Eckensitzer nicht. Eine zweite marschiert durch und dreht
sich kurz um. Jetzt ist es in der Außenwelt recht stad, dafür höre ich meine
Ohren surren. Unbehagen schleicht mich an. Der elegant gearbeitete aber
vertretene Holzboden, das fragwürdige Klavier, der braungesprengelte
Kachelofen, die abgewetzten Polstermöbel, der muffige Geruch des Alten, schäbig
Pompösen. Die Lichtreflexe an den glatten Flächen: Holz, Keramik, Glas,
Plastik, Metall, auch auf den Stoffen – wo treibt mich das hin, wenn ich nicht
aufpasse? Nix ehrfürchtig! Warnung!
Und nun beginnt wieder eine Arbeitssitzung des Workshops der
gefährlichen Schriftstellerinnen im Nebenraum – ich gehe. Mir wird bange.
(4.8.2020)
©Peter
Alois Rumpf August 2020 peteraloisrumpf@gmail.com
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