1931 Hält
Ich schwebe ganz leicht durch nur ganz leicht zähe Substanz.
Es gibt keine Gegenstände! Alles ist flüssiger als Wasser. Die Entlüftung im
Lichtschacht liefert dazu die richtige Odyssee-2020-Film-Musik. Aber außen
völlig monoton, innen jedoch unglaublich dramatisch.
Mein Leib ist nichts anderes als ein kleines sensibles
Raumschiff, im Grunde von der selben nur ganz leicht zähen Substanz. Also fast
gasförmig, wie alles rundherum. Mein Atmen holt eine kleine Menge der
Außensubstanz in die Innensubstanz und umgekehrt. Wer atmet eigentlich? Ein
unwichtiger Gedanke! Ich lasse ihn sich wieder in der Außensubstanz zerfließen.
Die Grenze ist übrigens nur eine dünne Membran, erstaunlich, daß sie so lange
hält.
Wir sind auch nur durch unsere Einbildung komplexer gemachte
Amöben. Mir gefällt der Amöbenstatus, nur Existenz – wobei „ex“ und „stehen“
maßlos übertrieben sind, auch wenn das „stehen“ verdoppelt ist.
Meine Augen beginnen sich fester abzusetzen vom
Gesamtkunstwerk. Jetzt macht sich mittels eines Ziehens mein Gebiß fester. Ein
Auto, für mich kaum wahrnehmbar, erzeugt Schwingungen in so tiefer Frequenz,
daß es meine Substanz in leichtes Zittern versetzt.
Rund um mein Steißbein und meine Sitzhöcker beginnt sich
diese mir zugeordnete Substanz aus der Umgebungssubstanz stärker heraus zu
kristallisieren. „Kristallisieren“ ist vielleicht übertrieben, weil das, das
sich da als Kern eines Wesens an dieser unmöglichen Stelle entwickelt, immer noch recht flüssig anfühlt.
(30.7.2020)
©Peter Alois Rumpf, Juli 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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